Wenn Sie mich fragen, worum es in der Alpensaga geht, welches Thema alle sechs Folgen verbindet, das Motiv im Hintergrund darstellt, dann würde ich antworten, es ist die Frage, die die Menschen durch alle Zeiten hindurch bewegt: Können wir die Geschehnisse der Welt besser gemeinschaftlich oder auf eigene Faust bewältigen, wofür der Volksmund zwei extreme, knappe Formulierungen bereithält: „Gemeinsam sind wir stark“ oder „Ein starker Mann muss her“.

 

In der ersten Folge Liebe im Dorf heißt das konkret: Schnapsbrennerei oder Genossenschaft. Sollen die Bauern allesamt Erdäpfel für den Allinger anbauen und „sich sonst um nix kümmern“ oder besser eine Genossenschaft gründen, ihr Vieh, ihr Getreide gemeinschaftlich der Natur abringen und zum Verkauf anbieten, wobei diese Gemeinschaftlichkeit ständigen Meinungsaustausch und Wachheit erfordert.

In der zweiten Folge Der Kaiser am Lande sehen wir, wohin die Entscheidung, alles dem Allinger zu überlassen, geführt hat. Der Großabnehmer – das Militär – versorgt sich anderwärts, die Bauern bleiben auf ihren Erdäpfeln sitzen. In aufgeheizter Stimmung im Dorfwirtshaus heißt es nun: Wie kommen wir aus diesem Schlamassel wieder heraus – indem wir uns alle sinnbildlich um unseren Kaiser scharen, der schon nach Serbien blinzelt, oder indem wir uns doch lieber am eigenen Schopf ziehen? – Der leichtere Schritt liegt näher.

In der dritten Folge Das große Fest geht es ums nackte Überleben. Das ausgehungerte heimische Militär muss sich bei der Bevölkerung zwangsweise versorgen, den Leuten sozusagen das letzte Hendl aus dem Stall stehlen. – Müssen die zurückgebliebenen Frauen sich in ihr Schicksal fügen und diesem „Oberbefehl“ gehorchen, damit die Soldaten doch noch den Krieg gewinnen, oder können die Frauen gar nicht anders, als das Saatgut und die Tiere vor dem anbefohlenen Zugriff gemeinsam zu retten, aber wenn ja, wie und wohin?

In der vierten Folge Die feindlichen Brüder stehen sich in den Dreißigerjahren grob gesprochen ehemalige Bauern, die das Schicksal bereits vor Generationen in die Stadt getrieben hatte und die in Fabriken Zuflucht nehmen mussten, den Bauern gegenüber, die noch auf ihren Höfen sind. Die einen meinen, dass Bauern und Arbeiter noch immer zusammengehören, um gemeinsam gegen die Großkopferten und Ausbeuter vorzugehen, die anderen sehen die Lösung im heraufdräuenden Waffengang unter der Führerschaft eines Heilsverkünders gegen den „Feind“.

Die fünfte Folge Der deutsche Frühling, kurz vor und während des Ausbruchs des Krieges, zeichnet die ersten Ergebnisse dieser Führerschaft: einerseits scheinbare oder tatsächliche Vorteile für die Kleinen und Entrechteten, wofür andere den Kopf hinhalten und es im eigenen Blut ausbaden müssen, was aber keiner sehen will. Denn der Führer hat große Ideen.

Das Ergebnis dieser allzu großen Ideen, in der sechsten Folge Ende und Anfang, ist jämmerlich. Eingewiesene, Vertriebene und: Der Feind von gestern sitzt heute im Pelz, konkret im ersten Stock des Hauses. Der Bauer ist siech. Die auf dem Hof Eingewiesenen könnten zwar anpacken, aber haben andere Pläne. Und als dann endlich einige zumindest Hand anlegen, der „Feind“ mithilft und sich alles zum Besseren wendet, heißt es bei der ersten Parlamentswahl „Gwonnen hamma“, und der Bauer braucht keine unnötigen Esser mehr. Die Auseinandersetzung – Zusammenraufen gegen eigene Faust – geht weiter. (Wilhelm Pevny, Drehbuchautor, geboren 1944, lebt in Wien und in Retz)