Der Aufsichtsrat der Telekom Austria (TA) hat "Grünes Licht" für den geplanten Mega-Deal in Weißrussland gegeben. Wie die APA am Dienstag aus Aufsichtsrats-Kreisen erfuhr, hat das Kontrollgremium dem Telekom-Vorstand in einer kurzfristig vorverlegten Sitzung schon vergangenen Donnerstag das Mandat erteilt, die Übernahme des zweitgrößten weißrussischen Mobilfunkanbieters MDC weiter zu verfolgen und zum Abschluss zu bringen. Ursprünglich war die Entscheidung erst für heute erwartet worden.

Aufsichtsrat trägt auf

Einen Auftrag des Aufsichtsrates zur endgültigen Unterzeichnung der Verträge (Signing) gab es vergangenen Donnerstag noch nicht. Sollte aber, wie von den Österreichern erhofft, in dieser oder der nächsten Woche eine Einigung mit dem Verkäufer erzielt werden, bedürfe es in Wien für die Vertragsunterzeichnung keines weiteren Aufsichtsratsbeschlusses, hieß es aus den Aufsichtsrats-Kreisen.

Eine Konzernsprecherin wollte die Aussagen nicht kommentieren. Das Unternehmen hat bisher nur grundsätzlich Gespräche über eine mögliche Akquisition eines weißrussischen Unternehmens bestätigt.

Vimpelcom interessiert

Erst vor wenigen Tagen hatte auch der zweitgrößte russische Mobilfunkbetreiber Vimpelcom Interesse an MDC (mit seiner Marke Velcom) angemeldet. "Solange der Deal mit Telekom Austria nicht abgeschlossen ist, sind wir interessiert - zumal Vipelcom permanent nach Zukauf-Möglichkeiten in den GUS-Staaten sucht und Weißrussland ein Markt ist, in den wir gerne einsteigen würden. Sollte es eine Ausschreibung oder Ähnliches geben, würden wir daran teilnehmen", sagte ein Sprecher in Moskau vor einer Woche der APA.

Kontrolle der Kontrolle

Die Telekom Austria verhandelt nach bisherigen Informationen allerdings derzeit exklusiv mit dem zypriotischen MDC-Eigentümer SB Holding, die ihrerseits unter Kontrolle des syrischen Staatsbürgers Id Samauwi steht. Laut Medienspekulationen soll mittlerweile aber auch der österreichische Geschäftsmann Martin Schlaff an der SB Holding beteiligt sein und dort als Türöffner für die Telekom fungieren. Die Telekom will sich demnach mit 70 Prozent an der SB Holding beteiligen. Ein Sprecher Schlaffs wollte dazu keine Stellungnahme abgeben. Ob derzeit auch der weißrussische Staat noch Anteile an MDC hält, war zuletzt unklar.

Analysten der UBS schätzen den Kaufpreis auf 1,2 Mrd. Euro. Ursprünglich war in Finanzkreisen von mehr als jenen 1,6 Mrd. Euro die Rede, die die Telekom 2005 für den bulgarischen Marktführer MobilTel bezahlt hat.

2,9 Millionen KundInnen

MDC/Velcom ist mit aktuell 2,9 Millionen KundInnen und einem Marktanteil von 43 Prozent der zweitgrößte Mobilfunker Weißrusslands und beschäftigt über 1.100 Mitarbeiter. Marktführer des Landes ist MTS mit derzeit über 3,6 Millionen KundInnen und 52 Prozent Marktanteil. Die Analysten sehen im weißrussischen Markt noch großes Wachstumspotenzial - bei einer Marktpenetration im Mobilfunk von 64 Prozent und einem Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukt (BIP), das mit 6.950 Dollar (5.038 Euro) noch deutlich unter dem osteuropäischen Durchschnitt liegt.

Die Telekom Austria-Aktie hat nach Bekanntwerden der Pläne Anfang des Monats zwischenzeitlich deutlich nachgegeben, sich aber mittlerweile wieder erholt. Am Dienstag notierte das Papier bei 18,72 Euro im Bereich des Vortagesschlusskurses.(APA)