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"Noch vor einem Jahr ...", so leitete Perspektivengruppenleiter und Minister Josef Pröll am Montagabend im VIP-Klub des Ernst Happel Stadions die ÖVP-Legendenbildung ein ...

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.... "da waren die ÖVP-Gesichter nach der Wahl ziemlich lang" ....

... dieser Montagabend sollte alles ändern: Josef Pröll präsentierte das Ergebnisse eines Jahres des Brainstormings und des "Nachdenkens."

Die ÖVP-Gefolgsleute waren zahlreich gekommen. Auch Vertreter der zu den Perspektivengruppen eingeladenen "Special interest groups" waren gekommen, um sich zu vergewissern, ob ihre Diskussionsbeiträge Eingang in das "Schlusspapier" gefunden habe. Einige fanden ihre Anregungen wieder, einige aber auch nicht.

Als Zeichen der "erneuerten" ÖVP wurde auf die "neue" Form der Kommunikation aufmerksam gemacht ...

... auch die ÖVP arbeitete mit Liveblogs, die es InternetuserInnen möglich machen sollte, die Pröllrede auch aus fernen Landen zu empfangen. Potenzielle User: Die Landeshauptleute Herbert Sausgruber oder Herwig Van Staa. Beide waren nicht zum wichtigsten ÖVP-Termin des Jahres erschienen.

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Dafür hatte Hermann Schützenhöfer die Reise von Graz angetreten. Die Steirische ÖVP hatte im Vorfeld die Rolle der Vorprescherin übergenommen. Unter anderem ging das Entfachen der Neutralitätsdebatte auf das Konto des steirischen VP-Klubobmannes Christopher Drexler.
Ebenfalls erschienen: Die geschiedene, aber trotzdem glücklich verliebte Gesundheitsministerin Andrea Kdolsky.

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Deren Ehescheidung man innerhalb der ÖVP nach dem Denkungsprozess zumindest "anerkennt". Zitat Perspektivenpapier: "Wir wissen und anerkennen, dass auch in anderen Formen des Zusammenlebens Menschen Verantwortung füreinander leben können."

Auch propagiert das Papier, verkündete Pröll, die Wahlfreiheit. Auch wenn der Minister keinen Zweifel daran lässt: nur eine Ehe ist eine Ehe ist eine Ehe. Als großer Durchbruch und mit viel Podiumsapplaus gefeiert: der "Durchbruch" beim Thema "Gleichgeschlechtliche Partnerschaften". Eintragung beim Standesamt ja, ansonsten alles wie gehabt, Adoption auf keinen Fall. Pröll: Das ist in unserem Sinne: wir diskriminieren nicht und schützen die Kinder.

... ein Thema, von dem sich Klubobmann Schüssel nicht sonderlich begeistert zeigt. Da applaudierte er beim ausführlich behandelten Themenbereich "Familie" schon enthusiastischer ...

"Unkonventionell aber praxisnah", so das Pröll-Papier: Gratis-Parkmöglichkeiten für Frauen mit Mutter-Kind-Pass. Der Fokus der Pröllrede zeigt auch hier auf die Frauen, man wolle aber nicht auf die weibliche Hälfte der Talente und Begabungen des Landes verzichten. "Kind und Karriere zu vereinbaren, das ist schwer," meinte auch ein älterer ÖVP-Anhänger im Auditorium anerkennend flüsternd zu seiner jungen Gesprächspartnerin: "Ich ziehe den Hut vor jeder Frau".

In der Deko vereint: die Rose und die Hagebutte. Das Symbol für Treue und Zustimmung in einem Glas mit dem Symbol der Zuneigung und Fruchtbarkeit. Alles in allem ein symbolträchtiger Abend für die Volkspartei. Das Jahr des Nachdenkens ist damit vorbei? (mhe/derStandard.at, 1.10.2007)