Emily Rosa (im Schuljahrbuch 1999) machte als junge Forscherin Furore

Forscher oder Forscherin zu sein bedeutet meist, sich in Geduld und Hartnäckigkeit zu üben. Viele Wissenschafter, wie etwa Galileo Galilei, der heute für seine astronomischen Studien weltbekannt ist, bekamen in früheren Zeiten Ärger wegen ihrer wissenschaftlichen Neugier. Frauen waren lange ausgeschlossen von der Forschung an Universitäten, wie die Ö1-Kinderunireporter im Gespräch mit Ulrike Felt, Wissenschaftsforscherin an der Universität Wien, erfuhren.

Die Frage der Sendung "Wie funktioniert Wissenschaft?" dürfte Emily Rosa wohl nicht sonderlich beschäftigt haben. Denn sie hat, ganz ohne jahrelange Forschungen, 1996 ein wissenschaftliches Experiment durchgeführt, das sie mir nichts, dir nichts zur jüngsten Wissenschafterin der Welt machte.

Heiler hinterfragen

Die vife Amerikanerin aus Loveland, Colorado, war mit elf Jahren der jüngste Mensch, der je die Ergebnisse seiner Forschungen in einer wissenschaftlichen Fachzeitschrift publizierte. Im Jahr 1998 erschien der Artikel "A Close Look at Therapeutic Touch" im Journal of the American Medical Association.

Ihr Aufsehen erregendes Experiment führte Emily Rosa aber bereits zwei Jahre zuvor, mit neun Jahren, im Rahmen eines Schulprojekts durch. Dabei wollte die Tochter einer Krankenschwester und eines Erfinders überprüfen, was selbst ernannte Heiler wirklich können. Vertreter der "Therapeutic Touch" genannten Methode behaupten nämlich, Krankheiten mittels Handauflegen heilen zu können. Dabei wird angenommen, dass die Ursache der meisten Krankheiten ein gestörter Energiefluss ist, den der Therapeut durch Handauflegen wieder in Gang bringt.

Heilern auf die Hände schauen

Diese "alternative Heilmethode" war lange Zeit anerkannt und hatte in vielen Krankenhäusern und Arztpraxen Einzug gehalten. Damit machte Emily Rosa Schluss, in dem sie den Heilern auf die Finger schaute.

In ihrem Experiment mussten die Heiler ihre beiden Hände durch eine Kartonwand stecken und erraten, über welcher Hand sich Emilys Hand befand. Auf diese Weise hätten die Therapeuten beweisen können, dass sie ein menschliches Energiefeld oder eine Aura wirklich wahrnehmen können. Doch sie scheiterten kläglich an Emilys einfachem, aber genialen Experiment. Die Heiler lagen nicht einmal in der Hälfte der Fälle richtig - und eine Reihe von Pseudowissenschaftern, die nicht wenig Geld für ihre Sitzungen verlangten, waren der Quacksalberei überführt.

Rekordverdächtig

Ihre Forschungen machten Emily Rosa zum wissenschaftlichen Kinderstar. Sie war auf den Titelseiten vieler Zeitungen zu sehen, trat in TV-Shows auf - und konnte sich einen Eintrag im Guiness-Buch der Rekorde als jüngste Wissenschafterin der Welt sichern. Die Reaktionen auf Emilys Experimente waren gemischt: Nach wie vor schwören viele Menschen auf die Wirkung des Handauflegens, in vielen Kliniken wurde die Methode aber auch umgehend aus dem Programm gestrichen. (kri, DER STANDARD Printausgabe, 2.10.2007)