Bild nicht mehr verfügbar.

Im verdächtigen Rucksack wurden Sprengstoff und Nägel gefunden

Foto: APA/Pfarrhofer

Bild nicht mehr verfügbar.

Das Gebiet wurde großräumig abgeriegelt

Foto: APA/Pfarrhofer
Wien - Einen Knalleffekt hat es in der Nacht auf Dienstag im am Montag vereitelten Anschlag auf die US-Botschaft in Wien-Alsergrund gegeben: Nach Aussagen des im Zuge der Aktion verhafteten 42-jährigen Bosniers im Zuge der Aktion wurde in Tulln ein zweiter Verdächtiger festgenommen. Die Sprecherin des Landesamtes für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (LVT), Doris Edelbacher, bestätigte entsprechende Berichte der Tageszeitungen "Kurier" und "Kronen Zeitung" (Dienstag-Morgenausgaben).

Spekulationen, der zweite Verdächtige könnte Auftraggeber des Anschlags gewesen sein, wies die LVT-Sprecherin zurück. Es sehe eher so aus, als wolle sich der bei der US-Botschaft erwischte 42-Jährige beim zweiten Verdächtigen "abputzen". Die beiden Männer würden einander aus Tulln kennen. Laut Edelbacher dürfte es keinen islamistisch-extremistischen Hintergrund geben.

Versuchter Anschlag

Zwei Handgranaten, Sprengstoff und Hunderte Nägel - was der Entschärfungsdienst am Montagnachmittag in einem in der Pfluggasse in Wien-Alsergrund deponierten Rucksack fand, hätte im Fall einer Detonation enorme Streukraft gehabt. Ein 42-jähriger Bosnier hatte den Rucksack in der Nähe der US-Botschaft deponiert. Der Mann wurde festgenomen, laut Polizei machte er einen verwirrten Eindruck. Ob er einen Anschlag geplant hatte, blieb zunächst ungeklärt. Auch ein möglicher islamistischer Hintergrund ließ sich zunächst nicht belegen. Ob die "Bombe" überhaupt sprengfähig gewesen wäre, muss noch festgestellt werden. Alle dafür notwendigen Teile sollen sich allerdings im Rucksack befunden haben, hieß es laut APA in Polizeikreisen.

Mit Wassergewehr aufgeschossen

Der Mann, der zuletzt in Niederösterreich lebte, soll zuvor noch in der US-Botschaft gewesen sein, wo aber der Metalldetektor am Eingang Alarm geschlagen habe. Danach habe er in der Pfluggasse plötzlich seinen Rucksack auf den Boden geworfen und sei weggelaufen sein, berichteten Zeugen. Die alarmierte Polizei konnte den Verdächtigen aber festnehmen und sperrte die Umgebung großräumig ab. Ein Großeinsatz samt Entminungsdienst, Hundestaffel, Feuerwehr und Rettung folgte. Knapp zwei Stunden später wurde der verdächtige Rucksack mit einem Wassergewehr aufgeschossen.

Vor knapp drei Wochen, am 12. September, waren ebenfalls in Wien zwei Männer und eine Frau wegen Terrorverdachtes verhaftet worden. Einer der Verdächtigen ist bereits wieder auf freiem Fuß - der Untersuchungsrichter hat ganz offenbar keine besondere Gefährlichkeit bei dem 26-Jährigen erkennen können. Der Hauptverdächtige, der 22-jährige Mohamed M., und seine Frau sitzen dagegen weiter in U-Haft - bei ihnen fürchten die Behörden noch immer Flucht- und Verdunkelungsgefahr. Denn ein beschlagnahmter Laptop des Paares, dessen Festplatte laut abgehörter Telefonate zerstört werden sollte, wird noch immer im Bundeskriminalamt ausgewertet. "Solange nicht klar ist, ob dort möglicherweise weitere bisher unbekannte Kontaktpersonen gespeichert sind, die von den Verdächtigen gewarnt werden könnten, besteht diese Verdunkelungsgefahr", erläutert Christian Gneist, Sprecher des Landesgerichts Wien.

Keine unmittelbare Gefahr

Eine unmittelbare Anschlagsgefahr soll nicht bestanden haben, Pläne hätten die Verdächtigen aber durchaus gewälzt, sind die Ermittler überzeugt. Nach Einschätzung des privaten US-Unternehmens "The Site Institute", das für Behörden und Firmen Terrorgefahren auswertet, hätten grobe Entwürfe existiert. So sollen auch Anschläge gegen Ziele im Zusammenhang mit der Euro 2008 in Österreich und der Schweiz, Attentate auf UN-Einrichtungen und auf das OPEC-Hauptquartier in Wien angedacht worden sein.

FPÖ für Absiedelung der US-Botschaft

Nach gescheiterten Anschlag auf die US-Botschaft im Wiener Bezirk Alsergrund fordert die FPÖ nun deren Absiedelung. Die Botschaft sei mittelfristig aus dem dicht besiedelten Gebiet in eine eigene "Botschaftszone" umzusiedeln, so Bezirks-Klubobmann Gregor Amhof. In diese Sonderzone sollten die Vertretungen gefährdeter Staaten ihren Sitz nehmen, so etwa auch Israels oder des Irans. Der Alsergrund sei wegen der amerikanischen Botschaft ein besonders durch radikale Islamisten gefährdeter Bezirk. (maf/mac/gl (moe, simo, APA, DER STANDARD Printausgabe, 2.10.2007/red)