Foto: Aquadome

Stiegen im Kegel führen vom Pool in die drei futuristischen Schalenbecken.

Foto: Aquadome
Foto: Aquadome

In der Abenddämmerung schwebt der Gast fünf Meter über der Erde – in einem kreisrunden Schalenbecken, gefüllt mit warmem Solewasser. Rundherum erheben sich bis zu 2500 Meter hohe Berge, aus unsichtbaren Lautsprechern ertönt Meditationsmusik, und der beleuchtete Kegel auf dem Hausdach wechselt ständig seine Farbe. Das Wohlfühl-Ufo ist inmitten der Tiroler Alpen gelandet und wurde Aquadome genannt.

Das Thermenhotel in der Ötztaler Gemeinde Längenfeld ist ein wenig anders als die Dutzend-Thermen, die in der Steiermark und im Burgenland miteinander konkurrieren. Erst einmal gibt es in einem Radius von vielen hundert Kilometern keine echte Konkurrenz, denn die Längenfelder haben das seltene Glück, dass mitten im Ort eine heiße Thermalquelle aus 1865 Meter Tiefe heraussprudelt – in den Alpen ein ganz seltenes Phänomen. Dass dieser flüssige Schatz bis zur Aquadome-Eröffnung vor genau drei Jahren touristisch praktisch nicht genutzt wurde, ist eigentlich erstaunlich.

Umso mehr haben die Söldener Bergbahnen, die Gemeinde Längenfeld und einige regionale Banken in die elegante Hotel- und Thermenanlage investiert. Auf einem 50.000 Quadratmeter großen Grundstück wurde ein Hotel mit 140 Zimmern errichtet, das sich mit einer angenehmen Mischung aus Designer- und Feng-Shui-Stil wohltuend vom lokaltypischen Tiroler Barock abhebt. Die Küche (Halbpension) wechselt am Abend auf hohem Niveau zwischen Tiroler und internationalen Spezialitäten.

Rund 100 Meter entfernt steht die Therme, wohin Hotelgäste in Bademänteln und -schlapfen über einen unterirdischen Gang schlurfen können. Die Eintönigkeit des Weges wird durch eine Bildergalerie mit den vier Elementen Feuer, Erde, Wasser und Luft unterbrochen; auch kann man mit geschlossenen Augen versuchen, die verschiedenen Bodenmaterialien zu erraten. Die Esoterik im Aquadome wirkt zwar gelegentlich platt, bleibt aber insgesamt erträglich.

Wohnsalon als Sauna

In der Therme selbst sind die anfangs beschriebenen Schalen – neben der mit Sole gibt es auch eine Massage- und eine Sprudelschale – sicherlich das ungewöhnlichste Element zwischen der üblichen Sammlung an Schwimmbecken, Massageräumen und Fitnessgeräten. Überraschungen bietet allerdings die riesige Saunalandschaft – etwa eine Loftsauna, so groß wie ein Wohnsalon, in der man durch Wechseln der verschiedenen Sitzebenen seine persönliche Schwitztemperatur zwischen 55 auf 115 Grad variieren kann. Selbst zur Klaustrophobie neigende Gäste werden sich hier nicht beengt fühlen.

Ein besonderer Hit ist neben der eisigen Gletscherhöhle das Duschen in einem künstlichen Wasserfall, der sich beim Drücken des richtigen Knopfes in ein warmes Tropengewitter verwandelt.

All das können Hotelgäste allerdings nur zeitig in der Früh in Ruhe genießen. Sobald um neun Uhr die Therme ihre Tore öffnet, kann es auch auf 2200 Quadratmeter Wasserfläche recht eng und laut werden. Ein exklusiver VIP-Bereich bietet ihnen zwar Pool und Ruheräume mit Feng-Shui-Flair, aber keine Sauna.

Anders als in vielen ostösterreichischen Thermen wäre es hier ohnehin nicht zu empfehlen, zu viel Zeit im Haus zu verbringen. Dafür ist das Ötztal einfach zu schön. Im Sommer ist neben Bergwanderungen das Radfahren mit hoteleigenen Rädern ein Hit: Die Gegend rund um Längenfeld ist flach, wer Steigung sucht, der radelt bis ins 13 Kilometer entfernte Sölden.

Dorthin bringt im Winter ein Shuttlebus die Skifahrer. Aber auch im Frühling und Herbst lässt sich dank des Gletschers ein Skitag einfügen. Und ein 60-Kilometer-Loipensystem beginnt direkt vor der Hoteltür.

Aus Wien und Umgebung verschlägt es bisher nur wenige in den Aquadome. Dafür wird das Hotel seit der Eröffnung von Norditalienern gestürmt, die sich zwar über die ungewöhnliche Schreibweise ihres "Acqua" wundern, aber die wohlige Mischung aus Hochgebirge und Warmwasser umso mehr genießen. Von der Thermenkrise ist in Tirol nichts zu spüren.

Eltern können ihre Kinder stundenlang im Spielbereich der "Arche Noah" lassen, wo sich Animateure um die Kleinen kümmern. Außerdem können die Zimmer leicht in eine Familiensuite verwandelt werden. Wenig geboten wird etwas älteren Kindern – die Sauna darf erst ab 15 Jahren betreten werden, und selbst bei Leihrädern fehlt es an entsprechenden Jugendgrößen. (Eric Frey/Der Standard/Printausgabe/29./30.9.2007)