Es ist

mit Autos mitunter wie mit Menschen. Erst entsteht ein Kinderwunsch (2003 beim neuen Mazda2). Es folgen Zeugung und Schwangerschaft. Danach Entbindung, das Baby erblickt das Licht der Welt. Taufe, Namensgebung.

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Im

vorliegenden Mazda-Fall benutzen wir die Baby-Metapher quasi von Rechts wegen, denn der Hersteller landete mit dem 1991 bis 1996 gebauten 121, im Volksmund "Baby", einen großen Erfolg: niedliche, runde Formen, Kindchenschema, extrem hohe technische Zuverlässigkeit. Vor allem Frauen liebten dieses Auto.

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Drei

Generationen später heißt das Baby Mazda2. Gezeugt, wenn wir im Bild bleiben, von Papa Ford (Mazda gehört zum Konzern) und Mama Mazda. Das neue Basismodell war im pränatalen Zustand (also bei diversen Autosalons) stets in jenem fetzigen Grün zu sehen, das auch wir zur Bebilderung wählten.

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Die Farbe

war auf den Messeständen so präsent, dass manche Kollegen sich bei der IAA verwundert die Augen rieben: "Was, den gibt's auch in anderen Couleurs als Mazda-Grün?"

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Klar,

es gibt sie, die vielen anderen kräftig-bunten Farben. Könnte aber jedenfalls gut sein, dass diesem Kleinwagen alle Welt grün sein wird. Formal kommt er durchaus schnittig gestylt daher, aber da hat Mazda sowieso seit dem Mazda6 einen guten Lauf.

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Andererseits

sind die Sprünge bei der Baureihe interessant. Mit dem einstigen "Baby" hat der Neue weder beim G'schau noch beim Konzept das Geringste zu tun. Ganz anderer Papa, könnte man mutmaßen, und stimmt: Erst seit 1996 hat Ford bei den damals wirtschaftlich schwer angeschlagenen Japanern wirklich das Sagen (heute ist's fast umgekehrt: Ford in der Krise, Mazda hochprofitabel).

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Tja,

und dass der 2er wenig mit dem direkten Vorgänger (seit 2003 gebaut) zu tun hat, ist auch klar. Mazda verabschiedet sich vom Van-Konzept, baut nunmehr einfach einen unprätentiösen, schicken Kleinwagen, der allen gefällt. Da Wirtschaftlichkeit Gebot der Stunde bleibt, teilt er sich weiter viel Technik und Teile mit dem (nächsten) Ford Fiesta. Er wird aber nun wieder in Japan gebaut, der Heimat des bitzligen Perfektionismus.

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Wie

der Standard sich bei der Pressepräsentation rund um Siena überzeugen konnte, wirkt das Fahrwerk sehr komfortabel, gibt sich dabei aber überraschend kurvenwillig. Die Motoren - zur Testauswahl standen nur die Benziner - könnten vielleicht ein bisserl mehr Spritzigkeit vertragen.

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Die

Interieur-Materialien machen einen hochwertigen Eindruck, aber nicht durchgehend (etwa das Plastik der praktischen Ablage zwischen den Vordersitzen). Es fallen aber nette funktionale Lösungen auf. So ist etwa ins Handschuh- ein Zeitschriftenfach integriert: Ohne die Klappe öffnen zu müssen, steckt man einfach oben Zeitschriften oder Autoatlas oder so rein.

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Anders

als die meisten Konkurrenten, deren Neuauflagen übers Viermetermaß gewachsen sind, wurde der Mazda2 kleiner (3,9 m). Vor allem: 100 kg leichter. Das ist ein echtes Umweltargument, sofern man damit außerhalb der Polit- und Medienzirkel überhaupt wirklich punkten kann.

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Nur

die Kunst der Levitation beherrscht der Mazda2 noch nicht, aber wer weiß, vielleicht in zehn Generationen.

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Weniger

ist also mehr, und so lautet das Fazit für den Mazda2: ein gelungenes, modernes Auto. Der Selbstfindungsprozess im Bereich der Kleinwagen sollte damit zum Abschluss gekommen sein. (Andreas Stockinger, AUTOMOBIL, 28.9.2007)

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Mazda

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