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Andreas Beck

Foto: APA/Gindl

Wien - Andreas Becks "lange Reise von zehn Monaten" mündete in ein ehrgeiziges, mit knapp zwei Millionen Euro (inklusive kalkulierte Einnahmen) eher schlank dotiertes Autorenprogramm für das Wiener Schauspielhaus in der Porzellangasse.

Der neue Intendant plädierte anlässlich seiner Antrittspressekonferenz in der hauseigenen Schneiderei im Beisein des Kulturstadtrats für die behutsame Aufzucht einer "nächsten Autorinnen- und Autorengeneration". Diese soll sich im Auftaktspieljahr 2007/08 insbesondere mit dem Themenzwitter "Heimat & Wohnen" befassen: Als erster Hausdramatiker fungiert, wie gemeldet, der Mühlviertler Ewald Palmetshofer. Ihn wird in der kommenden Saison Gerhild Steinbuch ablösen.

Beck, zuletzt Burgtheaterdramaturg, vertraut beinahe grenzenlos auf die Marktbeobachtung. Sein auf Repertoire-Betrieb umgestelltes, ab nun mit einem sechsköpfigen Ensemble ausgestattetes Haus eröffnet am 22./23. November mit einer Premierentetralogie.

Nach hamlet ist tot. keine schwerkraft (Palmetshofer, Regie: Felicitas Brucker) und Händl-Klaus' Ich ersehne die Alpen ... (mit der neuen Haus-Muse Vivian de Muynck, Regie: Daniela Kranz) werden am Folgetag Steinbuchs schlafengehn (Regie: Barbara-David Brüesch) und Johannes Schrettles wie ein leben zieht mein koffer an mir vorüber (Regie: Christoph Ernst) erstaufgeführt.

Auch die Folgemonate ergeben ein Bild der "Vernetzung", das Austauschaktionen mit dem Berliner Gorki-Theater einschließt, ein Naheverhältnis zum neuen Zürcher Neumarkttheater und dessen Intendanz herstellt.

Im wilden Monatstakt folgen Ur- und Erstaufführungen von Hans Christian Andersen (Die Schneekönigin), Händl Klaus, Palmetshofer (wohnen. unter glas), Philipp Löhle, Marius von Mayenburg (Der Hässliche), möglicherweise von Volker Schmidt, ganz gewiss hingegen von Arno Geiger: Dessen Erfolgsroman Es geht uns gut wird von Andreas Jungwirth in ein Theaterskript übersetzt, das am 30. Mai im Festwochen-Kontext uraufgeführt wird. Die Regie dieser Jubiläumsproduktion ("30 Jahre Schauspielhaus!") besorgt Lars-Ole Walburg.

Beck macht sich für das Experiment stark: Es werde durchaus vorkommen, dass auszuschenkende "Gläser" nur "viertelvoll" seien. Hausbühnenbildner Bernhard Kleber hat ein kostenschonendes Stecksystem ersonnen. Doderers Die Strudlhofstiege wird von zwölf Regisseuren in episodische Soap-Happen zerlegt. Dichter und Stücktextpraktikanten sollen ausgeforscht werden - das Ensemble lernt man obendrein aus Anlass besonderer "Analysestunden" besser kennen, wenn die Schauspieler auf der Couch liegend neu zu schreibende Monologe deklamieren.

Ein Auftakt im Zeichen des Bienenfleißes: Theoriestunden und Autorenlesungen fetten ein Programm auf, das seine eigenen Prämissen todernst nimmt. Beck: "Man wird über das Geld noch reden müssen." (Ronald Pohl / DER STANDARD, Print-Ausgabe 27.9.2007)