Rachel Friedberg: Immigration bringt Nutzen

Foto: US Embassy
Wien - Die Blue Card? Ja, sagt Rachel Friedberg, sie habe schon davon gehört. Und auch wenn die Details für die geplante EU-Einwandererkarte noch nicht feststünden, "die europäischen Staaten müssen ihre Einwanderungspolitik vergemeinschaften". Der Vergleich mit der US-Greencard sei aber schwer, denn die Kernfrage sei: "Wer bekommt Zugang? Wird nach Bildung, Familie, Fähigkeiten oder Asylanträgen selektiert? Das ist das Schwierige daran."

Friedberg forscht an der Brown University in Providence, Rhode Island, im Bereich Arbeitsmärkte und Immigration. Dienstag sprach sie auf Einladung der australischen und US-amerikanischen Botschaften bei einem Symposion über "Migration im 21. Jahrhundert" in Wien.

Die meiste Immigration in die USA komme über die Familienzusammenführung zustande, erklärte Friedberg. Die große Debatte sei derzeit dort, ob dies sinnvoll ist. Kanada etwa wähle seine Einwanderer viel eher nach Bildungsstand aus. Letztlich müsse jeder Staat für sich klären, wozu Immigration denn gut sein soll.

Land wurde katholischer

Die illegale Immigration aus Lateinamerika indes hat das "Gesicht" der USA dauerhaft verändert: Das Land sei katholischer geworden, gesellschaftspolitisch konservativer, das Wahlverhalten habe sich geändert - und: "Vor drei Jahren hat Salsa Ketchup als meistverkaufte Würze abgelöst." Rund 40 Prozent der Einwanderer in die USA kamen zuletzt aus Mexiko.

Dieser Kulturwandel finde auch in Europa statt und irritiere die Europäer weit mehr als die USA, die ja ein klassisches Einwanderungsland seien. Für Friedberg hat die Ideologie des Schmelztiegels (oder zuletzt der Salatschüssel, zu der jeder Einwanderer etwas beiträgt) in den USA eigentlich stets gut gewirkt.

Allen Studien zufolge sei Immigration, ökonomisch bewertet, ein "Nettonutzen". Die Einwanderer würden niemandem Jobs wegnehmen, sondern Unternehmen neue Arbeit für sie schaffen. Und langfristig müsse ja jemand - bei einer Geburtenrate wie der österreichischen - die Pensionen der Bürger zahlen. (pra, DER STANDARD Printausgabe, 26.9.2007)