Intelligenz, Führungsmotivation und soziale Kompetenz sind zentrale Erfolgsfaktoren für Karrieren: richtig? Falsch - oder besser: nur ein Teil des Bildes. Aus Sicht der Wissenschaft lassen sich die Einflussfaktoren auf Karriereerfolg wie bei einer Zwiebel schichtförmig in fünf Gruppen anordnen.

1. Person: Diese Gruppe umfasst verschiedene direkt mit dem Einzelnen verbundene Faktoren wie etwa die "Big Five" der Persönlichkeitsforschung - also Offenheit für Erfahrungen, Neurotizismus/emotionale Stabilität, Gewissenhaftigkeit, Extraversion/Kontaktfähigkeit und Verträglichkeit/angenehmes Auftreten - oder auch Führungs- und Leistungsmotivation.

2. Arbeitskontext: Die zweite "Zwiebelschicht" rund um die Person spricht die arbeitsbezogene Umgebung an. Sie enthält etwa Beziehungen am Arbeitsplatz, die Situation am Arbeitsmarkt oder verschiedene Arbeitsformen.

3. Herkunftskontext: Dieser enthält die eigene Lebensgeschichte und den gegenwärtigen Lebenskontext, also etwa die soziale Schicht, in der man aufgewachsen ist, den eigenen Werdegang in Schule und Ausbildung, Erfahrungen aus bisherigen Jobs und die derzeitige Lebenssituation, z. B. Partnerschaft oder Zahl und Alter der Kinder.

4. Gesellschaftlicher und kultureller Kontext: Die vierte Schicht der Zwiebel ist bereits auf einer übergeordneten Ebene angesiedelt. Sie orientiert sich an Faktoren wie Altersaufbau der Bevölkerung, rechtliche Regelungen wie etwa Gleichbehandlungs- und Frauenfördergesetze, oder gesellschaftliche Normen und Werte, z. B. hinsichtlich der Berufstätigkeit von Frauen oder der Rollenverteilung zwischen Mann und Frau.

5. Globaler Kontext: Die äußerste Zwiebelschicht weist auf die Bedeutung globaler Faktoren hin. Beispiele sind internationale Arbeitsteilung, Öffnung von Arbeitsmärkten, die starke Bedeutung global operierender Unternehmen - wesentliche Einflussgrößen für Karrieren.

Viele Karriereratgeber streichen die Person als Erfolgsfaktor hervor. Sie bürden damit dem Einzelnen zu viel Verantwortung für sein berufliches Schicksal auf. Lassen Sie diese Bürde liegen - die Wirklichkeit ist, glücklicherweise, deutlich komplizierter. Mehr zur genauen Bedeutung einzelner Faktoren für Karriereerfolg demnächst an dieser Stelle. (Wolfgang Mayrhofer*, Der Standard, Printausgabe 22./23.9.2007)