Wien - Keine Entwarnung beim Facharbeitermangel, das Problem wird noch größer: Die mittlerweile schon sprichwörtlichen Schweißer, Dreher und Fräser aus Osteuropa können nur mit großer Mühe nach Österreich gelockt werden. Nun werden auch in anderen Branchen die Fachkräfte knapp.
"Die derzeitige Konjunktur ist industrie- und baugetrieben, und dort fehlen auch die Fachkräfte", bestätigte Johannes Kopf, Mitglied des Vorstandes des Arbeitsmarktservice Österreich (AMS) bei der jüngsten STANDARD-Debatte auf Puls TV. Waren im Frühjahr nur Vertreter der drei Metallberufe gesucht, so sei mittlerweile "der ganze Metallbereich betroffen: Schlosser, Spengler fehlen. Ebenso klassische Bauberufe wie Maurer, Zimmerer, Dachdecker, Fliesenleger. Es ist der baunahe Elektrobereich betroffen und die klassischen Maschinenberufe, eigentlich der Techniksektor überhaupt", so Kopf. Wie stark dies dem Standort schade, sei schwer abzusehen, in Deutschland gebe es Studien, wonach der Mangel bis zu ein Prozent des Wirtschaftswachstums koste.
Öffnung
Auf Basis der Erkenntnisse des AMS will der Wirtschaftsminister wie berichtet in weiteren Berufsgruppen den Arbeitsmarkt für Fachkräfte aus den neuen EU-Ländern vorzeitig öffnen. Die Arbeiterkammer will der vorzeitigen Öffnung vor Ende der Übergangsfrist 2011 nur zustimmen, wenn wirklich kein Arbeitssuchender in Österreich für den jeweiligen Job zu finden oder aufzuqualifizieren wäre.
Der aktuelle Bedarf sei im übrigen "gar kein Unglück, sondern ein Riesenglück", sagte Christoph Klein, Leiter des Bereichs Soziales in der AK Wien. Denn nun steige der Druck, die 234.000 Arbeitssuchenden in Österreich angemessen zu qualifizieren. "Wir haben 15.000 Jugendliche, die eine Lehrstelle brauchen. Investieren wir intensiv in die Ausbildung der Jugend und bedienen wir den Bedarf der Wirtschaft, über den wir uns gemeinsam freuen sollten." Die Wirtschaft hätte allerdings längerfristig planen sollen. Reinhold Mitterlehner, stellvertretender Generalsekretär der Wirtschaftskammer Österreich und VP-Abgeordneter zum Nationalrat, sagt zum Vorwurf, die Wirtschaft habe zu wenige Lehrlinge ausgebildet: "Das Wachstum ist 2006 so überraschend angesprungen, dass wir die Vorbereitungen nicht rechtzeitig treffen konnten." Deswegen sei man in der Ausbildung "zeitverzögert unterwegs". Dass eine Qualifizierungsoffensive das Gebot der Stunde ist, darüber waren sich die Sozialpartnervertreter jedenfalls einig, "nur das wird auch Geld kosten", so Klein in Richtung Regierung.
Lehrlinge dürfen erst ab vier Uhr arbeiten