TNT Jackson
Across The Towers
(Fabrique/Soul Seduction)

Foto: Fabrique/Soul Seduction
Bell Etage We Carried The Sunlight Down To The Day (Pumpkin Rec./Hoanzl)

Wären Bell Etage aus angesagten US-Musikmetropolen wie Portland oder Athens, wir würden seitenweise Features und Interviews in der Musikpresse über sie lesen, sie würden mindestens beim Label Saddle Creek veröffentlichen - wenn nicht überhaupt bereits die Hyänen geldgieriger Majors auf ihrer Türmatte übernachten würden. So viel Klischee muss sein. Blöderweise ist Bell Etage die Gnade eines suprigen US-Geburtsortes nicht gegeben, sie leben und arbeiten in Wien. Wie ihr Album We Carried The Sunlight Down To The Day allerdings nachdrücklich beweist, kann man auch mit dem Herzen reisen. Dabei wirkt der Rock der fünf mit einer durchgängigen Intensität auf den Blutdruck des Hörers, den man vor zwei Dekaden von, sagen wir, R.E.M. in deren Sturm- und Drangzeit kannte, etwa zur Zeit von Document.

Man höre nur den großartigen Opener Kissing At First Date. Oft ist nach einem guten Einstand ja schon Ideenpause, wenn nicht gar Frühschluss. Nicht bei Bell Etage. Ihr stellenweise von einem Cello verfeinertes Album hält bis zum Ende - ohne dass einem beim Durchhören mindestens 47 Bands einfallen würden, von denen man Ähnliches kennen würde oder bei denen sie gefladert hätten. Im "schlimmsten" Fall kommen einem sporadisch die Kings Of Leon in den Sinn. Oder My Morning Jacket. Da soll Schlimmeres passieren, sagen Sie? In der Tat. We Carried The Sunlight Down To The Day ist das bislang beste heimische Album dieses Jahres!

TNT Jackson Across The Towers (Fabrique/Soul Seduction)

Der flotte Dreier aus Wien bleibt sich auf seinem zweiten Album Across The Towers selbst treu und bewegt sich weiterhin auf Basis eines tendenziell leicht zappeligen Funk Richtung Dancefloortauglichkeit, die von Basslines getragen wird, die, wie im Falle von CoolMister, gar ein wenig an Paul Hardcastle, der mit dem Vietnamkriegsfeger 19, oder - noch besser - an das Solodebüt von Pete Shelley erinnern. Dazu gibt's Kastrationsgesang vom Feinsten und auch einen erlauchten Gastbeitrag: Eddie Agros von den gepflegten britischen Rüpeln Art Brut leiht dem Stück Pushit seine gepflegt abgelebte Stimme.

(flu, RONDO/DER STANDARD/Printausgabe, 21.09.2007)