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Wien/New York - Der Euro hat am Donnerstag seine Rally fortgesetzt und den zweiten Tag in Folge ein Rekordhoch zum Dollar markiert. Getrieben von der Erwartung, dass die US-Notenbank in der kommenden Woche den Leitzins senken wird, stieg die Gemeinschaftswährung bis auf 1,3927 Dollar. "Die Barriere von 1,40 Dollar könnte in der derzeitigen Stimmung ziemlich schnell genommen werden", sagte ein Händler. Zuletzt notierte der Euro um 1,3890 Dollar. Zu einem handelsgewichteten Korb von sechs Währungen fiel der Greenback auf den tiefsten Stand seit 15 Jahren, zum kanadischen Dollar war er so günstig wie seit 30 Jahren nicht mehr.

Die Dollarschwäche manifestierte sich auch im Goldpreis, der sich mit 707 Dollar je Feinunze nahe eines 16-Monats-Hochs hielt. Anleger sichern üblicherweise ihre Portfolios mit Goldanlagen gegen eine Dollarschwäche ab. Ohne nennenswerte Reaktion nahmen Investoren eine etwas besser als erwartet ausgefallene Statistik zum US-Arbeitsmarkt zur Kenntnis. In der Woche zum 8. September waren 319.000 Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe gestellt worden, Analysten hatten im Schnitt eine Zahl von 325.000 prognostiziert. Der monatliche Arbeitsmarktbericht für August hatte überraschend zum ersten Mal seit vier Jahren einen Stellenabbau in den USA ausgewiesen und dadurch neue Zinssenkungsspekulationen entfacht.

US-Leitzinsentscheidung

Die US-Notenbank entscheidet am Dienstag über den Leitzins. "An den Märkten ist eine Zinssenkung um 50 Basispunkte fest eingepreist. Das Argument ist eine drohende Rezession", sagte Marktstratege Christian Löhr von der Bremer Landesbank. Helaba-Analyst Ralf Umlauf kann sich allerdings auch einen unveränderten Zins von 5,25 Prozent vorstellen.

Anders die Entwicklung in der Schweiz. Die dortige Nationalbank (SNB) hat am Donnerstag erneut den Leitzins um einen Viertelprozentpunkt angehoben. Die SNB strebt nun einen Dreimonats-Zinssatz von 2,75 Prozent an. Ökonomen hatten mehrheitlich mit einer Zinspause gerechnet. Mit der Erhöhung des Leitzinses zielt die SNB auf eine Entspannung der Frankenschwäche. Sie relativiert die Zinserhöhung, die u.a. auch österreichische Kreditnehmer in Schweizer Franken zu spüren bekommen.

Die Turbulenzen an den Finanzmärkten haben auch politische Folgen. Die sieben führenden Industriestaaten G-7 wollen bei ihrem Treffen im Oktober über konkrete Schritte in der Finanzmarktkrise beraten. Die stellvertretenden US-Finanzminister David McCormick und Robert Steel schrieben am Donnerstag in der Financial Times, man wolle in Washington den Ursachen für die Marktturbulenzen auf den Grund gehen und ein geeignetes Vorgehen vereinbaren. Hierfür soll ein G-7-Arbeitskreis bis zum Oktober einen Bericht vorlegen. (ag, red, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 14.9.2007)