José Maria de Medeiros: Iracema (1884)

Foto: Kunsthalle Krems / Museu Nacional de Belas Artes, Rio de Janeiro

Krems - Die Herbstausstellung der Kunsthalle Krems zeigt bis 17. Februar 2008 und nach Angaben von Direktor Tayfun Belgin zum ersten Mal in Europa Meisterwerke der brasilianischen Malerei des 19. Jahrhunderts aus dem Museu Nacional de Belas Artes, Rio de Janeiro, der Pinacoteca do Estado de Sao Paulo und anderen brasilianischen Sammlungen - in der mehr als 200 Exponate umfassenden Schau "Brasilien. Von Österreich zur Neuen Welt".

Großformatige Gemälde von Almeida Junior, Pedro Weingärtner und anderen veranschaulichen die Geschichte Brasiliens - vom Schicksal der indigenen Bevölkerung zur Christianisierung, vom Dschungel zu den Metropolen. Reisebilder von Thomas Ender und botanische, zoologische und kulturelle Exponate, mitgebracht von einer großen Expedition mit 14 Künstlern und Wissenschaftern im Jahr 1817, zeigen die Verbindung Österreichs - durch die Heirat Maria Leopoldines, der Tochter Franz I., mit dem portugiesischen Kronprinzen Dom Pedro, dem späteren Kaiser Brasiliens. Die von der Forschungsreise in die exotische Wunderwelt mitgebrachte ethnographische Sammlung von über 2.000 Exponaten befindet sich bis heute im Wiener Museum für Völkerkunde, ausgestopfte Tiere sind im Naturhistorischen Museum zu sehen - die Häuser stellten für die Schau Exponate zur Verfügung.

Allegorie und Realismus

Die landschaftliche Vielfalt, bestimmend für das brasilianische Selbstbild und das entstehende Nationalgefühl, ist Thema monumentaler Bilder einer vorwiegend ausländischen Malergeneration der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Realistische Darstellungen des sozialen Lebens stammen von dem Engländer Henry Chamberlain und dem Bayern Johann Moritz Rugendas, dessen zahlreiche Studien des Sklavenlebens Teil der Ausstellung sind.

Brasilianische Künstler wie Jose Maria de Medeiros und Rodolfo Amoedo schufen ein idealisiertes Indianerbild als romantische Allegorie auf die Entstehung Brasiliens. Die naturalistischen Darstellungen im ausklingenden 19. Jahrhundert belegen Milieustudien von Almeida Junior und Pedro Weingärtner. Ausführliche Saaltexte geben Aufschluss über die Geschichte des Landes und der indianischen Bevölkerung sowie über die Erforschung durch Österreicher im 19. Jahrhundert. (APA)