Von außen kaum erkennbar, ist das "La Koliba" innen ziemlich weitläufig. Muss auch sein: Die Hütte ist oft brechend voll.

Foto: Gerhard Wasserbauer

Cevapi, Plijeskavice, Raznijici, Pusztawürstel und Co. sind hier vom Feinsten.

Fotos: Gerhard Wasserbauer

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Spätestens, seit es den fantastischen "Ost-Klub" am Schwarzenbergplatz gibt, hat Balkan-Musik den ihr gebührenden Platz im hauptstädtischen Kulturleben zurück erobert. Gastronomisch hingegen hat man es als Wiener Balkanese immer noch schwer, an Cevapen, Pljeskavice und anderes Grillgut in ehrlicher Yugo-Qualität heranzukommen, so man sich nicht selbst an den Griller stellt. Historisch wie geografisch kann das nur als unverzeihlich gewertet werden: Nirgendwo wird derart virtuos am Holzkohlengrill hantiert, wie dort, wo früher Jugoslawien war. Aus unerfindlichen Gründen aber geraten Cevaberln & Co. in unseren Breiten fast immer zu freudlos verbrannter Billig-Verpflegung, die man am Balkan nicht einmal Touristen vorsetzen wollte.

Im "La Koliba" auf der Laxenburger Straße ist auf beglückende Weise anders - und zwar ganz speziell Freitag und Samstag am Abend und Sonntag zu Mittag. Dann ist die von außen kaum als Lokal erkennbare Hütte (Koliba wird mit Blockhütte übersetzt) gesteckt voll, aus den Lautsprechern bläst Balkan-Blech, und der den Raum beherrschende Holzkohlengrill ist voll befeuert. Das ist ein wahrhaft fantastisches Schauspiel: Am massiven, gut zwei Quadratmeter großen Rost steht Patron Dragi Jovanovic und zeigt anhand dutzender brutzelnder Cevapi, Pljeskavice - gefüllt oder pur, zwischen 200 und 500 Gramm schwer -, Raznjici, Hühnerkeulen, Schweinskoteletts, Pusztawürstel und Co. vor, was routiniertes Grillmanagement ist. Davor warten in massiven, ebenfalls auf glühenden Kohlen lagernden Tontöpfen verschiedene, durchweg köstliche Suppen, Eintöpfe, Krautrouladen. Dahinter drehen sich, aber eben nur Freitag und Samstag abend und Sonntag zu Mittag, die Hauptdarsteller dieses Schauspiels über der Glut: ein Lamm und ein Spanferkel, mitten im Lokal. Ja bist du fertig: Fleischeslust, was willst du mehr?

Balkanische Perfektion

Die Kellner in klassischem Schwarzweiß grüßen automatisch auf serbokroatisch, und auch sonst hört man kaum ein deutsches Wort: Hier wird Heimat fern der Heimat gegeben, die Leitkultur hat Pause. An den Tischen und Bänken im Holzfäller-Dekor drängen sich Familien, Pärchen, Freundesgruppen. Es gibt Jelen Pivo, das hervorragende Serben-Bier, und Cockta, die süffige slowenische Kräuterlimo.

Die Cevapi und Pljeskavice sind kräftig gegrillt und von idealtypischer, elastischer, fester und doch saftiger Konsistenz, der weiche Schafskäse Kajmak, essenzieller Begleiter jeder balkanischen Grillplatte, kommt aus einer Kleinmolkerei in Serbien und schmeckt köstlich. Das selbst gerührte Ajvar detto. Lamm und Ferkel sind, wie nicht anders zu erwarten, zu durch und durch balkanischer Perfektion gegrillt - außen knusprig, innen zart, saftig - und in beachtlicher Geschwindigkeit weggegessen.

Deshalb ist es ratsam, hier rechtzeitig aufzukreuzen: Freitag und Samstags gegen 18 Uhr, am Sonntagmittag um 13.30 Uhr. Hvala! (Severin Corti/Der Standard/rondo/14/09/2007)