Linz - "Es ist ein krasses Fehlurteil." Auch nachdem Otto Gumpinger eine Nacht darüber geschlafen hat, ändert er seine Meinung nicht. Und deshalb geht der VP-Landtagsabgeordnete in Berufung. Als Grund, warum er das Urteil "mit allen Mitteln" bekämpfen will, gibt Gumpinger an: "Die Richterin hat der Aussage einer verurteilten Rechtsbrecherin mehr Glauben geschenkt als mir unbescholtenem Bürger, der sich seit 25 Jahren humanitär und sozial engagiert."

Dienstagabend wurde Gumpinger wegen Schlepperei und Veruntreuung von Aufwandsentschädigungen zu zwei Jahren unbedingter Haft verurteilt. Ein Urteil, das auch die oberösterreichische Volkspartei "betroffen" macht: "Es gilt für ihn nach wie vor die Unschuldsvermutung", sagte Landesparteisekretär Michael Strugl. Konsequenzen müsse die Partei nicht aus der nicht rechtskräftigen Verurteilung ziehen, da Gumpinger sein Landtagsmandat sowie seine Funktion als österreichischer Familienbundpräsident bereits ruhend gestellt hat. "Ich verspüre innerhalb der Partei eine große Solidarität, meine Freunde sind genauso fassungslos wie ich", versicherte der 51-Jährige am Mittwoch dem Standard.

In seiner Eigenschaft als Obmann der Landlerhilfe förderte Gumpinger mit dem Programm "Welcome Europe" Gruppenreisen von Osteuropa in den Westen. "Nicht einmal ein Prozent dieser Touristen sollen angeblich den Ausflug genutzt haben, um zu emigrieren", erklärt der ÖVP-Politiker. Und selbst dies sei nicht erwiesen. Erst im Nachhinein sei der Verdacht entstanden, dass jene 27 Moldawier vor vier Jahren nicht in ihre Heimat zurückgekehrt seien. "2007 heißt es dann auf einmal, ich soll diese Personen unter Vorsatz in ein Schengenland geschleust haben", schüttelt er den Kopf.

Erhoben hat diesen Vorwurf jene moldawische Reiseleiterin der Landlerhilfe, die bereits wegen Schlepperei rechtskräftig verurteilt wurde. "Sie hat mich vorsätzlich getäuscht und mir falsche Dokumente vorgelegt", beteuert der ÖVP-Politiker.

Klubobmann Strugl: "Weg der völligen Transparenz fortsetzen"

Nach der Verurteilung Gumpingers hat der ÖVP-Landtagsklub die Prüfung sämtlicher Vereine beantragt, deren Obmann Gumpinger war. "Uns geht es darum, dass wir den von Anfang an eingeschlagenen Weg der völligen Transparenz fortsetzen", betonte Klubobmann Michael Strugl in einer Presseaussendung.

Es gebe in der Causa nichts zu verbergen und deshalb solle alles möglichst genau überprüft werden, so Strugl. Dieser Schritt sei kein Misstrauensausdruck gegenüber Gumpinger und seiner Tätigkeit in den Vereinen. Vielmehr sollten von Anfang an alle etwaigen Spekulationen aus dem Weg geräumt werden und die rechtmäßige und widmungskonforme Verwendung der Förderungen, die diese Vereine durch das Land Oberösterreich erhalten hätten, offengelegt werden, erklärte der Klubobmann.(ker/DER STANDARD, Printausgabe, 13.9.2007/APA)