Roland M. Kreutzer, Tripple Internet

Mein letzter Blog-Beitrag hat ja einige Reaktionen (Danke!) provoziert, was ja nicht ganz unbeabsichtigt war. Schließlich wollte ich ja Themen aus den Antworten für u.a. diesen Text hier.

Viele der Postings und auch direkte Fragen zeigen mir, dass es Usern, Werbenden und all den Nicht-Medien-Machern unklar ist, was es bedeutet, Websites (Online-Medien, Werbeträger) zu produzieren. Versuchen wir also, ein wenig Licht in die Sache zu bringen und damit für Verständnis für die Betreiber von Onlinemedien zu schaffen. Davon gibt es schließlich über 500 relevante in Österreich, auch wenn die Spitze des Eisberges manchmal die Sicht verstellt.

Wie Onlinemedien entstehen...

Ich vertrete über 200 Medien in Österreich gegenüber der Werbewirtschaft, und das seit 12 Jahren. Dabei habe ich schon viele Medien entstehen und verschwinden gesehen. Nicht nur enger Kontakt zu den Partnern sondern auch zahlreiche eigene Websites bieten mir ordentlich Einblick.

Gemeinsam ist den meisten dieser Medien-Gründungen im Internet, dass der Zufall mitspielt. Oft wird ein Hobby oder Spaßprojekt zum "Medium". Da stellen technikbegeisterte Fans von Sportarten oder Freizeitbeschäftigungen ein Forum ins Internet, finden Interessierte und sehen sich einige Jahre später vor einer Userschar, die Auflagenzahlen von vergleichbaren Print-Titeln meilenweit in den Schatten stellen.

...und sich finanzieren!

Die Enthusiasten arbeiten dann oft Tag und Nacht an dem Projekt und bringen es damit sehr weit. Meist ist es erst der dumpfe Knall beim Aufprall auf dem Boden, wenn die Kraft ausgeht, der das Vehikel auf festen Boden stellt. Webmaster, Redakteure und Techniker müssen her, ein Designer muss für Usability und Optik sorgen, ein Marktauftritt für Vertrauen und weiteres Wachstum. Plötzlich entsteht ein Medienunternehmen. Plötzlich braucht man auch Geld, eine Menge Geld.

Als Beispiel (wie es nahe steht und ich darüber reden darf) nehmen wir Auto.At: Drei angestellte Redakteure und Webmaster sind am Werk, über notwendige Dinge wie Buchhaltung, Lizenzen, Steuern, etc. reden wir erst gar nicht. Büro, Technik, etc. brauchen die Leute auch noch. Webspace und Server sind da kaum mehr ein Faktor. Weit mehr als 10.000 Euro im Monat braucht das Medium daher schnell ohne große Sprünge zu machen. Onlinewerbung macht da einen guten Beitrag, denn ohne direktes Geschäftsmodell (was der Unabhängigkeit eines Magazins schaden würde) sind Einnahmen also überlebenswichtig.

Kommt ein Werbekunde und will Werbung schalten, so gibt es also nur wenig Gründe, ihn abzulehnen. Sogar eine Newsletteraussendung erlaube ich ihm da, wenn das Produkt passt (also die Usern interessiert) und er mir damit einen Redakteur für ein Monat zahlt, der wieder neue Tests schreiben kann und das Medium einen Schritt nach vorne bringt. Was ich nicht erlauben würde, sind "uservergraulende" Werbeformen und Inhalte.

Onlinewerbung sichert Medienvielfalt

Das Beispiel steht exemplarisch für die meisten Websites in Österreich. Es gibt einen direkten Zusammenhang zwischen der Finanzierbarkeit von guten Onlinemedien und der Verfügbarkeit derselben. Gibt es kein Geld, gibt es auch die Medien samt Arbeitsplätzen nicht mehr. Die Betreiber der Websites versuchen auch keinesfalls, die User auszunutzen - die Enthusiasten sind immer noch am Werk, die irgendwann einmal ein Forum gegründet haben und damit groß wurden. Die würden es nie zulassen, dass "Ihre" User zu Schaden kommen.

Ich hoffe, ich konnte damit ein wenig die Sicht der Betreiber von Websites darstellen. Deren Baby soll gedeihen, die Vielfalt erhalten bleiben. Unter anderem finde ich es deshalb so wichtig, dass Onlinewerbung als Finanzierung von Websites unterstützt wird - auch von den Lesern, die die Website so kostenlos nutzen können. Die Werbewirtschaft hat sowieso den größten Vorteil von Onlinewerbung, egal in welcher Form, von dort wird es also kaum Widerstand geben.

Gespannt bin ich nun auf das Feedback und die Fragen dazu - vielleicht zeigt sich dabei ja wieder ein brennendes Thema für den nächsten Beitrag...? (Roland M. Kreutzer/12.09.2007)