Musikproduzenten: iPod und MP3 ruinieren Tonqualität
High-Fidelity ist kein Verkaufsargument mehr - "Qualität wird durch die Nachfrage der Konsumenten bestimmt"
Redaktion
,
Die Verbreitung des MP3-Standards und
der Erfolg des iPods hat in der Musikbranche zu einer Verschlechterung
der Standards für Audioqualität geführt. Musikproduzenten, Toningenieure
und Künstler beschweren sich zunehmend
darüber, dass sie bereits im Tonstudio davon ausgehen müssen, dass die
Musik später in schlechter Qualität über minderwertige Kopfhörer gehört
wird. "Inzwischen hört sich jede Band nach der Fertigstellung eines
Stückes die Musik sofort auf dem iPod an", so Alan Douches, der in der
Vergangenheit mit Fleetwood Mac gearbeitet hat, gegenüber dem
Wall Street
Journal
. "Heute glauben junge Musiker, dass MP3 ein hochqualitatives
Medium ist und iPods State-of-the-Art sind."
"Aber die Qualität wird durch die
Nachfrage der Konsumenten bestimmt"
"Die Tonqualität von MP3 ist nicht gut und aus audiophiler Sicht stimme
ich zu", sagt Peter Rantasa, Direktor des Music Information Center
Austria (mica). "Aber die Qualität wird durch die
Nachfrage der Konsumenten bestimmt. Unterschiedliche moderne
Nutzungsanwendungen - wenn man sich beispielsweise mit dem iPod in einer
geräuschreichen Umgebung bewegt - erfordern nicht höchste Tonqualität.
Ebenso wenn ich Musik nur als Untermalung im Hintergrund laufen lasse."
Lautstark
Eine weitere Sorge der Produzenten betrifft die Lautstärke. Unter der
Annahme, dass sich laute Musik besser verkaufe, würden aktuelle
Produktionen in höherer Lautstärke veröffentlicht, wodurch die
Tonqualität ebenfalls leide. "Mir ist Qualität wichtig, auch wenn den
Jugendlichen auf der Straße gefällt, was sie auf MySpace hören, das noch
unter den Standards von MP3 liegt", so Stuart Brawley, der für Cher und
Michael Jackson aufgenommen hat. "Wir versuchen die bestmögliche Qualität
zu liefern, aber wir müssen realistisch einschätzen, wie viel Zeit wir
darauf verwenden können."
Wichtig für die Verbreitung von Musik
Nichtsdestotrotz geben auch Gegner des MP3-Standards zu, dass sie selbst
iPods besitzen und zu schätzen wissen, wie sie zur Verbreitung von Musik
beigetragen haben. Es sei lediglich bedauerlich, dass die Geräte
technische Standards für die Produktion von Musik setzten. Höchste
Audioqualität sei jedoch heute kaum mehr ein Wettbewerbsvorteil, erklärt
Rantasa. "Ich glaube, dass es sehr schwer ist audiophile Konsumenten zu
finden. Das mediale Zeitbudget wird heute anders ausgenutzt. Kaum jemand
findet Zeit sich eine Schallplatte stundenlang zuhause anzuhören."(pte)
Forum:
Ihre Meinung zählt.
Die Kommentare im Forum geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
Die Redaktion behält sich vor, Kommentare, welche straf- oder zivilrechtliche Normen verletzen,
den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen
(siehe ausführliche Forenregeln),
zu entfernen. Benutzer:innen können diesfalls keine Ansprüche stellen.
Weiters behält sich die STANDARD Verlagsgesellschaft m.b.H. vor, Schadenersatzansprüche
geltend zu machen und strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.