Bei den Figuren, die Johanna Z. in der ganzen Wohnung verteilt hat, geht es ihr um einen spielerischen Umgang mit Dingen, die ein bisschen mehr als reine Deko-Objekte sind. "Ich verbinde mit ihnen andere Kulturen, andere Welten, auch prähistorisch und metaphysisch", sagt sie "und sie sind so was wie Symbole des Glücks".

Foto: Dass

Als abergläubisch im ursprünglichen Sinn würde sie sich dennoch nicht bezeichnen: "Der Aberglaube stellt ja soviel ich weiß eine Erfindung des Christentums dar, um all das auszurotten, was der Etablierung seiner Vorherrschaft im Weg gestanden ist. Also zuallererst der so genannten heidnischen Kulturen und ihrer Ausläufer, die im Prinzip bis heute bestehen".

Foto: Dass

Gleichzeitig sei sie, so versichert sie, eine Gegnerin der Esoterik. "Den Esoterik-Boom als Ersatz-Religion finde ich sogar gefährlich, vor allem dann, wenn das politische Denken ausgeschaltet wird, also die soziale Verantwortung 'höheren Mächten' übergeben wird. Mit esoterischen Inhalten sollte man sich nur spielen, nicht mehr, sie keinesfalls toternst nehmen, und beide Beine und speziell den Kopf am Boden der sozialpolitischen Realitäten lassen".

Foto: Buchta

Der Beginn ihrer Sammlerleidenschaft reicht einige Jahre zurück. "Ich glaube, das war vor zehn Jahren, als ich von einem Nilschiff aus die ägyptischen Königsstädte besucht habe. Da erstand ich meine ersten Göttinenfiguren". Zum Beispiel Nut, die im Alten Ägypten als das Himmelsgewölbe verehrt worden sei. "Auf die Innenseite der Sarkophagdeckel gemalt, beschützte sie die Toten auf ihrer Reise", erklärt Johanna Z.

Foto: Dass

"Die katzenköpfige Bast mit dem Goldkleid mag ich besonders gern. Sie verkörpert Freude, Musik und Tanz und steht für das Spielerische, ich hab' sie recht günstig in Sharm-el-Sheik gekauft", erklärt sie. Eine weitere Favoritin sei Kali, von der sie zwei Stück besitzt. "Die kleine Fingerpuppe aus Plastik ist ein Geschenk meiner Freundin, die holzene hab' ich mir selbst gekauft".

Foto: Dass

Oder Isis, die auch im Römischen Reich, in Griechenland und in anderen Kulturen als Muttergöttin und Lebensspenderin große Bedeutung gehabt habe. "Als die Tempel der Iris zu christlichen Kirchen gemacht worden sind, wurde sie mit ihrem Kind Horus auf dem Schoß umgewandelt in die Jungfrau Maria mit dem Jesus".

Foto: Dass

Als sie auf Malta war, musste sie unbedingt die berühmte "Venus von Malta" und die "Schlafende" erstehen. "Und die zwei kleinen Schwarzen, von denen ich nicht mehr weiß, wie sie heißen, stammen aus der Toskana". Die beiden etruskischen, eine mit ausgeprägtem Genitale, die andere mit Kugelbrüsten, habe sie in Kroatien gefunden. "Das war auf Cres, ganz verstaubt und versteckt in der hintersten Ecke eines Souvenirladens, ich war sehr beglückt, als ich sie aufstöberte".

Foto: Dass

Eine ihrer Lieblingsgöttinnen sei Lakshmi, weil "sie Fülle, Überfluss, Reichtum verkörpert, aber nicht materialistisch begrenzt, sondern die gesamte Lebensfülle betreffend", sagt Johanna Z.

Foto: Dass

Zu ihr passen von der Symbolik die Glückskatzen, die auf dem Fensterbrett stehend, das Glück ins Haus winken sollen. "Ich hab' aber die Batterie raus gegeben, weil mich das Geräusch nervt".

Foto: Dass

Das Ashanti-Pärchen wiederum soll angeblich Liebenden Glück bringen. "Es gibt dazu die Geschichte, dass Frauen, die schwanger werden wollen, ein solches Pärchen in einem Tuch um den Unterleib gewickelt tragen sollen. Helfen wird's nicht, aber ich finde die Story nett", lacht sie.

Foto: Dass

Natürlich befindet sich auch die Venus von Willendorf in ihrer Sammlung, die sie bei einem Besuch ihrer Fundstätte gekauft hat.

Foto: Dass

Von den insgesamt 38 Figuren, von denen jede einzelne ihre Geschichte hat, existiert die wohl witzigste über die Marienstatue. "Eines Abends, kurz vor Weihnachten, klopfte es an meiner Tür. Draußen stand ein Pfarrer mit einer 30 Zentimeter großen Madonna und fragte, ob ich ihr Herberge geben könnte. Ich unterdrückte mein Lachen, sagte spontan, dass sich die Maria Fatima bei meinen Göttinnen sicher wohl fühlen werde. Zwei Wochen blieb sie bei mir und dann wollte ich sie nicht mehr zurückgeben.

Foto: Dass

Leider durfte sie mir der Pfarrer nicht schenken, also kaufte ich sie ihm ab. Obwohl ich Atheistin und eine ausgesprochene Kritikerin aller monotheistischen Religionen bin". Seither steht Maria auf einem kleinen Marokko-Tisch, "das wirkt wie ein Schrein, hat aber absolut nichts damit zu tun", amüsiert sich Johanna Z., der es lediglich um ein gewisses Flair – kitschig und heimelig – geht. "Aber Glück bringen sie mir trotzdem, meine Göttinnen & Co, ganz ohne esoterischen Hintergrund".

Text: Dagmar Buchta
Fotos: Oliver Dass

Foto: Buchta