Im Papamobil begleitete Kardinal Christoph Schönborn den Heiligen Vater durch die Innenstadt ...

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... am Straßenrand feierten Jugendliche die Ankunft des Papstes.

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Ob mit dem purpurnen fellbesetzten Camauro oder mit einem Panamahut auf dem Haupt: Papst Benedikt XVI. legt Wert darauf, „bella figura“ zu machen.

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Papst Benedikt XIV. ist für seinen Sinn für Ästhetik bekannt: Das päpstliche Messgewand für Mariazell hat jetzt die Grazer Künstlerin Edith Temmel entworfen. Seine für Liturgien ungewöhnliche Farbe: ein leuchtendes Blau. Die berühmten roten Schuhe passen nicht dazu.

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„Die schönen roten Schuhe“, sagt Edith Temmel, „werden nicht dazu passen.“ Gemeint ist: zum Messgewand, das die Grazer Künstlerin für die Eucharistiefeier des Papstes in Mariazell entworfen hat. Eine für ein Messgewand ungewöhnliche Farbe trägt es: blau, aus dem ein kräftiges Gelb hervorbricht. Und dazu die roten Prada-Schuhe? „Nein“, sagt Frau Temmel, „ich empfehle dem Papst, goldene oder weiße Schuhe zu tragen.“ Aber, gibt die Künstlerin zu bedenken, wahrscheinlich weiß der Papst selbst am besten, welche Schuhfarbe zu ihrem mit Goldfäden und Swarovski-Steinen aufwändig bestickten Gewand passe.

Damit könnte sie Recht behalten. Seitdem Benedikt XVI. bei seinem ersten Auftritt ins modische Fettnäpfchen trat (seine Soutane war zu kurz), ist ihm kein kleidungstechnischer Fauxpaus mehr passiert. Im Gegenteil: In den Medien machte die Rede vom Modepapst die Runde. War man von seinem Vorgänger ein schlichtes Äußeres gewöhnt, erregte Papst Benedikt XVI. durch seinen Sinn für Ästhetik Aufsehen: Er setzte sich wieder die fellbesetzte Samtmütze auf (Camauro), die bis ins 19. Jahrhundert außerhalb der Liturgie gebräuchlich war, gewandete sich in Talare mit feinsten goldenen Knopfleisten und bevorzugte purpurne Samtcapes mit Fellpaspeln.

Die Würde des Amtes schlug sich repräsentativ im Prunk der Stoffe und Accessoires nieder. Vor allem die Labels von Letzteren wurden von der Presse genüsslich breitgewalzt: Das Baseballkäppi, das der Papst im Urlaub trug, sei von Adidas – genauso wie die gesteppte Daunenjacke. Außerdem bevorzuge er Schuhe von Geox und Sonnenbrillen von Serengeti.

Das US-Männermagazin Esquire kürte den deutschen Papst schließlich in diesem Sommer zum „Accessoire-Träger des Jahres“ – zum unbezahlten natürlich. Der Papst darf zwar Stellvertreter Gottes auf Erden sein, ein Marken-Testimonial aber nicht. Diskretion ist auch in Kleidungsfragen oberstes Gebot. Bevor der Papst die feinen Stücke verwendete, wurden die Etiketten der Accessoires fein säuberlich herausgetren_nt oder unkenntlich gemacht.

Auch die Namen der bevorzugten päpstlichen Marken gab der Vatikan nicht bekannt – selbst jene der berühmten roten Schuhe nicht. Ob die Loafers wirklich von Prada stammen, wie allgemein geschrieben wird, darüber schwieg sich der Vatikan aus.

Einer strengen Kontrolle mussten sich Edith Temmels Messgewänder unterziehen. Die Grazerin, die in erster Linie für ihre Glasmalereien bekannt ist, hat bereits einmal für den Papst „designt“: Vor drei Jahren, als in Mariazell der Mitteleuropäische Katholikentag begangen wurde. Damals konnte der Papst nicht kommen, Kardinal Angelo Sodano trug an seiner Stelle das päpstliche Messgewand. Mehr als 300 Gewänder wurden damals angefertigt.

Auch jetzt entwarf Temmel nicht nur das liturgische Gewand für Papst Bendedikt (samt Mitra und Stolen) sondern auch jene für die über 200 Konzelebranten. Vierzig Entwürfe fertigte die Grazerin an. Bei der Bischofskonferenz legte sie die Entwürfe vor, Bischof Egon Kapellari segnete die Entscheidung ab. Allerdings musste auch der Vatikan seine Zustimmung geben: „Es gibt da ganz klare Richtlinien“, sagt Temmel.

Persönliche Wünsche des Papstes seien aber zu beachten. Der Papst, hieß es aus dem Vatikan, mag das Messgewand an den Armen etwas länger. Um zehn Zentimeter solle es über die Hände reichen. Im Übrigen, so Edith Temmel, sei das Messgewand insgesamt ziemlich lang. Die Schuhe wird darunter also wahrscheinlich sowieso niemand sehen. (Stephan Hilpold/DER STANDARD, Printausgabe, 8./9.9.2007)