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Wollte man uns österreichischen Reisenden ein pauschales Profil verpassen, das unsere Urlaubsgewohnheiten im laufenden Jahr abbildet, es wäre zumindest ein kantiges. Denn das einzige, was sich mit Sicherheit sagen lässt, ist: Wir reisen mehr, spontaner und werden zu "schwierigen" Kunden. Da wir zum Glück als "typischer Österreicher" nicht existieren, sind wir ungefähr so unterwegs: Wir buchen nach wie vor überwiegend eine Pauschalreise, die wir verstärkt selbst gestalten möchten und wollen dabei so wenig Geld wie möglich ausgeben, um uns den nächsten Luxusurlaub finanzieren zu können. Zudem bleiben wir wieder lieber im Inland, um dann häufiger Fernreisen nachzufragen, bei denen wir umgehend Bedenken in Bezug auf die negative C02-Bilanz anmelden und diese gleich wieder vergessen. Das klingt widersprüchlich? Ist es auch.

Auf einen der größten Widersprüche in der Frage, wie wir unterwegs sein wollen, haben bereits alle großen Reiseveranstalter reagiert. Pauschalreise und individuelles Fortkommen dürfen sich aufgrund "professionellerer Hybrid-Kunden", wie diese bei Thomas Cook Austria genannt werden, nämlich nicht mehr ausschließen. Verkauft werden daher zunehmend Reisebausteine, deren schwerster Klotz zwar noch immer das pauschale Baden ist, viele wollen aber Flug und Hotel selbst kombinieren, immer mehr fragen nach einer Rundreise. Zu dieser Flexibilisierung gehört auch die Aufenthaltsdauer, eine Pauschalreise bei Gulet etwa kann jetzt auch neun oder elf Tage und nicht mehr nur ganze Wochen dauern. Wir wollen also auf die Bequemlichkeit einer Pauschalreise nicht verzichten und dabei unser maximales Mitbestimmungsrecht einfordern.

Und wir sind natürlich preisbewusst, geben allerdings insgesamt trotzdem für Reisen mehr Geld aus. In die klassische Pauschalreise investieren wir durchschnittlich 828 Euro pro Person, das sind rund drei Prozent mehr als im vergangenen Jahr. Und da wir bei unseren durchschnittlich drei Hauptreisen in zwei Jahren ja nun "sparen", bezahlen wir für einen Kurzurlaub, der mindestens in einem Vier-Sterne-(Wellness-)Hotel verbracht werden soll, gut ein Drittel mehr pro Tag als im Haupturlaub. Klassische Katalogbucher werden wir immer seltener, denn wenn wir nicht ohnehin einen Frühbuchervorteil in Anspruch genommen haben, dann überlegen wir unsere Reisepläne immer später und bezahlen dafür deutlich mehr.

Wo wir hinfahren wollen und wohin wir tatsächlich reisen, sind zwei verschiedene Dinge. Das Institut für Freizeit- und Tourismusforschung hat nämlich schon vergangenes Jahr erhoben, dass wir bald öfter nach Kroatien als nach Italien fahren wollen, allerdings ist Letzteres mit einem soliden Vorsprung unsere Lieblingsdestination geblieben. Erstaunt war wiederum Gulet über den Umstand, dass wir im Sommer rund 30 Prozent öfter Ägypten besucht haben als im Jahr davor. Abseits der Hauptreisezeit sind wir bis zum Sommer um viereinhalb Prozent öfter in Österreich verreist als 2006 - wohnten aber gerne bei Freunden.

Da wir verkündet haben, klimabewusst mit dem Flieger unterwegs sein zu wollen, wurde uns bei der Organisation "atmosfair" ein Klimarechner eingerichtet, der die von uns verursachte CO2-Emission ermittelt und Kompensation vorschlägt: freiwillig im Rahmen einer Flugticketbuchung bei fast allen großen Airlines, was wir dann natürlich nicht tun. Allerdings gibt es auch Reiseveranstalter, die mit der Organisation "FairReisen" kooperieren und ungefragt einen Teil des Reisepreises klimasensitiven Projekten zuführen, die buchen wir dennoch unvermindert oft, ja sogar immer häufiger. Also noch einmal zusammengefasst: "Der typische Österreicher" zeigt immerhin schon hybrid angetriebene Reisemotive, erholt sich vom stark fragmentierten Buchungsverhalten nach wie vor am Strand und macht weiterhin, was und wo er das will. (Sascha Aumüller/Der Standard/RONDO/7.9.2007)