Bundespräsident Heinz Fischer begrüßt Papst Benedikt XVI. am Flughafen Wien Schwechat.

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Wien - Zu Beginn seiner erstmaligen Reise nach Österreich als Papst hat Benedikt XVI. das Land als "kulturellen Raum in der Mitte Europas" bezeichnet. Österreich "überwindet manche Grenzen und führt Anregungen und Kräfte aus verschiedenen Teilen des Kontinents zusammen", erklärte der Papst am Freitag nach seiner Ankunft in Wien-Schwechat mit einer leicht heißeren Stimme.

An Bundespräsident Heinz Fischer, Bundeskanzler Alfred Gusenbauer (SPÖ), Kardinal Christoph Schönborn und die versammelten Bischöfe gewandt, betonte er, "die Kultur dieses Landes ist wesentlich geprägt von der Botschaft Jesus Christi und dem Wirken der Kirche in seinem Namen. All dies und vieles Mehr schenkt mir das lebendige Empfinden, unter ihnen, liebe Österreicherinnen und Österreicher, ein wenig daheim zu sein."

Papst Benedikt XVI. war auf dem Flughafen Wien-Schwechat bei strömendem Regen gelandet. Wegen des schlechten Wetters musste der Empfang des Oberhauptes der katholischen Kirche vom Flugfeld in einen Hangar verlegt werden. Vor seinem Abflug in Rom hatte der Papst erklärt, dass dies keine "politische Reise" sei, sondern eine "Pilgerreise". Den ersten Tag verbringt der Papst in Wien. Höhepunkt der Visite ist die 850-Jahr-Feier von Mariazell am morgigen Samstag.

"Mit großer Freude" begrüßt

Mit "großer Freude" hatt Bundespräsident Heinz Fischer den Papst am Freitag am Wiener Flughafen willkommen geheißen. In seiner Begrüßungsansprache lobte der Präsident die bewährten "völkerrechtlichen Vereinbarungen zwischen dem Vatikan und Österreich", die auch in Zukunft zu den "verlässlichen Grundlagen der Beziehungen" zwischen den zwei Staaten zählen würden.

Österreich sei ein Land mit einer "langen, eindrucksvollen und ereignisreichen Geschichte", so der Präsident. Zur Entwicklung der Wissenschaft (...) und zum europäischen Gesellschaftsmodell habe das Land wichtige Beiträge geleistet. Darauf seien die Österreicher stolz - "ohne dabei zu vergessen, dass man auch die dunklen Stunden unserer Geschichte einbekennen" müsse.

Als die wichtigsten Ziele der Politik nannte Fischer die Friedenserhaltung zwischen den Völkern, den erwähnten Grundsatz der sozialen Gerechtigkeit, den Kampf gegen die Armut sowie die Freiheit der Religionsausübung.

Mariazell "mütterliches Herz Österreichs"

Papst Benedikt XVI. strich in seiner Begrüßungsansprache die Bedeutung des Marien-Wallfahrtsortes Mariazell hervor, dessen 850-jähriges Jubiläum den eigentlichen Grund seiner Visite darstellt. "Dieses Heiligtum der Muttergottes repräsentiert gewissermaßen das mütterliche Herz Österreichs und hat seit alters her eine besondere Bedeutung auch für die Ungarn und die slawischen Völker. Es ist Symbol einer Offenheit, die nicht nur geografische und nationale Grenzen überwindet, sondern in der Person Marias auf eine ganz wesentliche Dimension des Menschen verweist: Seine Fähigkeit, sich Gott und seinem Wort der Wahrheit zu öffnen."

Er selbst sehe sich in diesen drei Tagen in Österreich als Pilger und freue sich über den Umstand, dass das Wallfahren in den vergangenen Jahren bei vielen Menschen verstärktes Interesse gefunden habe. "Im pilgernden Unterwegssein finden gerade auch junge Menschen einen neuen Weg der Besinnung. Sie begegnen miteinander der Schöpfung, aber auch der Geschichte des Glaubens und erfahren ihn oft unerwartet als Kraft der Gegenwart", erklärte Benedikt XVI. Seine Pilgerfahrt nach Mariazell verstehe er als "mitpilgern mit den Pilgern unserer Zeit".

Weg in die Zukunft

Mariazell könne nicht nur eine 850-jährige Geschichte vorweisen, sondern zeige auch den Weg in die Zukunft, "vor allem durch den mütterlichen Hinweis der Gnadenstatue auf Christus". Jesus selbst werde bei der Feier im Wallfahrtsort am Samstag, dem Fest Mariä Geburt, "in unsere Mitte treten. Wir bitten ihn, ihn immer klarer schauen zu dürfen, ihn in unseren Mitmenschen zu erkennen, ihm in ihnen zu dienen und mit ihm den Weg zum Vater zu gehen."

Pilgerschaft - das große Thema dieses Papstbesuches in Österreich - sei nicht nur der Weg zu einem Heiligtum hin, präzisierte der Papst, wesentlich sei auch der Weg zurück in den Alltag. Dieser wöchentliche Alltag beginne für die Christen mit dem Sonntag, "dem befreienden Geschenk Gottes, das wir annehmen und wahren wollen". Benedikt XVI. erklärte, er freue sich diesen Sonntag im Wiener Stephansdom feiern zu dürfen, "dabei sind wir auch mit allen verbunden, die in den Pfarren Österreichs und der ganzen Welt die hl. Eucharistie feiern." (APA)