Schwer verletzter Opec-Geiselnehmer in Wien am 21. Dezember 1975: Hans-Joachim Klein auf der Bahre.

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Wien - Fünf schusssichere Westen, jede von ihnen 20 Kilo schwer: Der Kampf gegen den Terrorismus nahm sich am 21. Dezember 1975 erbärmlich aus. Im Inneren des Wiener Opec-Gebäudes hielten an diesem Tag sechs schwer bewaffnete Terroristen die mächtigsten Ölminister der Welt in Schach. Die Polizei musste mit ihrem spärlichen Equipment fast hilflos zuschauen.

"Operation Opec" (Mittwoch, 20.40 Uhr, Arte) rekonstruiert die Geschichte jener 21 Stunden, als der internationale Terrorismus Österreich erreichte. Zeitzeugen, wie das Entführungsopfer Ahmed Zaki Yamani, damals saudischer Ölminister, oder Ex-Vizekanzler Hannes Androsch und der ehemalige Regierungssprecher und spätere ORF-Informationschef Johannes Kunz erinnern sich an die Ereignisse. Zu Wort kommen aber auch weniger prominente Namen, die im Zentrum des Geschehens waren: Buchhalter, Sekretärin, Verwalter erzählen, wie sie die Geiselnahme erlebt haben. Ihnen ist etwa der "kalte Blick" der Carlos-Komplizin Gabriele Kröcher-Tiedemann, alias Nada, in Erinnerung.

Schüsse und Tumult

Die Sicherheitsvorkehrungen vor dem Dr.-Karl-Lueger-Ring, wo sich das Opec-Gebäude damals befand, muten wie Nachrichten aus der Steinzeit an, wie Ex-Terrorist Hans-Joachim Klein erzählt: Carlos habe wartende Journalisten gefragt, ob die Konferenz noch im Gange sei - "und ist dann hineingegangen".

Klein wurde schließlich im Tumult getroffen, auf Carlos' Wunsch flog der lebensgefährlich Verletzte in der AUA-Maschine mit den verbliebenen Geiseln nach Algier mit. Später sagte sich Klein von der RAF los und verbüßte eine vierjährige Haftstrafe.

Auftraggeber soll Libyens Staatschef Gaddafi gewesen sein, der die Opec-Preispolitik kontrollieren wollte. Algerien soll davon gewusst haben. Aber auch Österreichs Rolle ist unrühmlich, nicht nur wegen des umstrittenen Handschlags zwischen Innenminister Otto Rösch mit Carlos in Schwechat: Wichtige Beweise seien nicht aufgenommen worden. Schlampigkeit, vermuten die Dokumentaristen.

RAF-Terror im TV

Begegnung mit Angehörigen von RAF-Opfern bringt "Wer gab euch das Recht zu morden?" am Mittwoch, 22.45 Uhr ARD. Originalaufnahmen der Stammheim-Prozesse zeigt Spiegel-Chef Stefan Aust in "Die RAF" (9. bzw. 10. 9., ARD). Beckmann diskutiert am 10. 9. mit Gästen. Am 12. 9. steuert RBB die Reportage "Deutschland und die RAF" bei. Arte zeigt die Spielfilme "Stammheim" am 24. 10. und "Baader" am 31. 10. (Doris Priesching/DER STANDARD; Printausgabe, 5.9.2007)