Pünktlich zu Schulbeginn präsentieren die Parteien ihre bildungspolitischen Ideen. Und Aufregung herrscht auch in den ersten Volksschulklassen dieses Landes - der "Ernst des Lebens" hat begonnen.

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"Wir machen Schule. Endlich eine Regierung, die sich um die Kinder kümmert", so lautet das Motto der Kampagne, die die SPÖ am Montag im Rahmen einer Pressekonferenz vorstellte. "In den letzten sieben Jahren hat es im Bereich Bildung Stillstand gegeben. Man hat gestrichen, was das Zeug hält. Jetzt tut sich wieder was", verkündete SPÖ-Bundesgeschäftsführer Josef Kalina.

Klassenschülerhöchstzahl mit Überschreitungsspielraum

Bis zu Ende der Gesetzgebungsperiode möchte die SPÖ die Klassenschülerhöchstzahl von 25, so wie dies im Regierungseinkommen vereinbart sei, auf eine gesetzliche Basis stellen, erklärte SPÖ-Bildungssprecher Erwin Niederwieser bei der Pressekonferenz. Die Senkung auf 25 SchülerInnen pro Klasse soll "mit einem Überschreitungsspielraum von 20 Prozent" für alle Schulen, also auch für die Berufsbildenden Höheren Schulen gelten.

Dass im aktuellen Schuljahr in Unterstufen der AHS die angestrebte Höchstzahl von 25 Schülern pro Klasse nur in jeder dritten Klasse erreicht wird, bestätigte Schmied im Ö1 Morgenjournal. "31 und mehr Schüler werden aber der Vergangenheit angehören", so Schmied. Diese Toleranzgrenze sei in den AHS aufgrund der baulichen Maßnahmen notwendig gewesen, damit kein AHS-reifes Kind abgewiesen wird. Schmied kündigt an: "Hier werden wir investieren und uns dem Zielwert schrittweise annähern"

Vorschulische Bildung

Den Ausbau der kostenlosen vorschulischen Bildung verfolge die SPÖ nach wie vor. Der derzeitige "Kompromiss mit der ÖVP" - also eine Verpflichtung bei sprachlichen Defiziten – sei, so Niederwieser, aber eine "positive Weichenstellung". Im Zusammenhang mit der Vorschule forderte Niederwieser auch eine "deutliche Anhebung der Staatsausgaben für Bildung". Um beim Thema Schule weiterzukommen, ist nun auch die Bildung eines Reformausschusses im Unterrichtsausschuss geplant.

Klassenschülerzahl: Kritik von ÖVP und AKS

Ungewohnt einträchtig präsentieren sich beim Thema Klassenschülerzahlen ÖVP-Generalsekretär Hannes Missethon und die SP-nahe Aktion Kritischer SchülerInnen (AKS). In einer Aussendung warf Missethon der Unterrichtsministerin vor, ihr Versprechen einer Klassenschülerhöchstzahl von 25 gebrochen zu haben, da in zwei Drittel der ersten AHS-Klassen nach wie vor mehr als 25 Schüler sitzen. AKS-Vorsitzende Sophie Lojka wiederum bemängelte ebenfalls in einer Aussendung, dass vor allem im Oberstufenbereich die Klassen "auch im neuen Schuljahr übervoll" sind.

Missethon will unter anderem von Schmied wissen, "wohin das Budget zur Senkung der Klassenschülerhöchstzahl versickert". In dem von Schmied "selbst ausverhandelten Budget für 2007 und 2008 ist ausreichend Geld für die Klassenschülerzahl-Senkung "vorhanden. Man könne sich auch nicht auf bauliche Maßnahmen ausreden: "Wenn man 25 verspricht, dann sind 26 oder 27 eben zuviel", so Missethon, der auch eine "Aushungerung" der AHS befürchtet.

FPÖ: Verpflichtende Verhaltensregeln

Auch die Opposition verkündet ihre bildungspolitischen Ideen. FPÖ Bildungssprecher Martin Graf forderte ebenfalls, dass die Klassenzahl von 25 Schülern für "das gesamte Unterrichtswesen" umgesetzt werden soll. Außerdem müsse der Anteil von Schülern mit nichtdeutscher Muttersprache auf maximal 30 Prozent beschränken werden. Weiters forderte Graf die "Notenvergabe nach zentral vorgegebenen Leistungs- und Bildungsstandards, sowie die Wiedereinführung der Beurteilung der äußeren Form der Arbeiten in der Pflichtschule und verpflichtende Verhaltensregeln mit entsprechenden Konsequenzen".

BZÖ will Schulstartgeld

BZÖ-Chef Peter Westenthaler forderte in einer Aussendung ein bundesweites Schulstartgeld von 50 Euro pro Schüler, Westenthaler begründete seine Forderung mit den für die Familien entstehenden Ausgaben am Schulanfang. Die Kosten für das Schulstartgeld bezifferte er mit rund 60 Mio. Euro jährlich.

Grüne: "Umdrehen des Wertesystems"

Durch Maßnahmen wie Personalhoheit für die einzelnen Schulen, einen zehnprozentigen Anteil von Förder- und Stützlehrern an den Schulen, die Senkung der Klassenschülerzahlen auch an BMHS, die Einführung der Gesamtschule sowie laufende Evaluierung des Unterrichts der einzelnen Lehrkräfte wollen die Grünen die Zahl der Klassenwiederholungen einschränken. Es gehe dabei um ein "Umdrehen des Wertesystems", so die stellvertretende Bundessprecherin der Grünen, Eva Glawischnig, bei einer Pressekonferenz am Montag. Der Fokus solle weniger auf einer Bewertung der Kinder liegen, sondern auf den Lehrern. Derzeit würden Lehrer als gut gelten, wenn sie "streng" seien und eine gewisse Anzahl an schlechten Noten verteilen, meinte Glawischnig. Umgekehrt bekämen die Schüler zu hören, bei einer Nichterfüllung der an sie gestellten Anforderungen nicht geeignet für die gewählte Schulform zu sein.

Unterricht hinterfragen

In skandinavischen Staaten würden dagegen die Pädagogen die Verantwortung für den Schulerfolg ihrer Schützlinge tragen. Bei schlechtem Erfolg hinterfrage man nicht die Schüler, sondern den Unterricht der Lehrkräfte. Das Sitzenbleiben will Glawischnig nicht ganz abschaffen, es solle aber ein Ausnahmefall bleiben und nur mit Einverständnis der Eltern erfolgen. (red/apa)