M.I.A.: "Kala"
Die britisch-tamilische Künstlerin liefert mit ihrem zweiten Album das derzeit zukunftsträchtigste Modell eines globalen Pop ab. Ruppiger britischer Grime- und Garage-Sound trifft auf wummernden US-HipHop, brasilianischen Baile Funk, indische Bollywood-Samples und australische Aborigines-Gesänge. Es werden aber auch Weißbrote wie Jonathan Richman, The Clash oder The Pixies zitiert. Und es wird ziemlich plakativer Agit-Prop betrieben. Alles geht. Eine atemberaubende Arbeit. (XL Recordings/Edel)

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miauk

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The Go! Team: "Proof Of Youth"
Auch das britische Dancefloorkollektiv arbeitet mit dem Mittel der Collage, verarbeitet in seinen grob und klotzig-charmant verfugten Tracks aber lieber alte Sixties-Soul- und Psychedelik-Pop-Samples. Dazu kommt herzig naiver Frauengesang. Eine hochgradig zum Verlust des Kurzzeitgedächtnisses einladende Mischung. (Memphis Industries/Universal)

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The Go! Team

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Terry Hall & Mushtaq: "The Hour Of Two Lights"
2003 legte der ehemalige Special-Sänger Terry Hall ("Ghost Town", "A Message To You Rudy"…) gemeinsam mit Mushtaq, dem DJ des radikalen britisch-asiatischen und afro-karibischen HipHop- und Dancefloor-Kollektivs Fun-Da-Mental ein wunderbares, vor allem arabisch, aber auch slawisch und jamaikanisch beeinflusstes World-Music-Album vor, das damals leider kommerziell völlig unterging. Heute zählt es zu den zentralen Arbeiten des global ausgerichteten Pop. Herrlich wie sich hier Halls näselnde, verschnupfte Stimme in diese mitreißende Tanzsause einfügt. (Honest Jon’s Records/EMI)

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Honest Jon’s

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Gogol Bordello: "Super Taranta!"
Zwar hat sich der Schmäh der in New York ansässigen Band um den aus der Ukraine stammenden "Gypsy Punk"-Erfinder Eugene Hütz nach hervorragenden Alben wie "Multi Kontra Culti Vs. Irony" oder "Gypsy Punks Underdog World Strike" mittlerweile etwas abgenützt. Die launig gegen die christliche Heilslehre rumpelnde Hymne "Supertheory Of Supereverything" ("First time I had read the Bible, it had stroke me as unwitty...") mag allerdings gegen den derzeitigen Event-Katholizismus ins Feld geführt werden. (Side One Dummy/Trost)

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Gogol Bordello

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Robyn: "Robyn"
Für Freunde des herrlich-plakativen Elektro-Pop, irgendwo angesiedelt in der bunten Welt zwischen Gwen Stefani, Peaches, Kylie Minogue und den Pet Shop Boys, wurde nun mit zweijähriger Verspätung gegenüber Robyns Heimatland Schweden unter der Produktionsregie des Electro-Duos The Knife ein knallbuntes Album veröffentlicht, das mit der Single "Konichiwa Bitches" oder Songs wie "Cobra Style" und "With Every Heartbeat" schnellen Genuss ohne Reue verspricht. Morgen wieder vergessen. Aber heute fetzt es ordentlich rein. (Konichiwa Records/Edel)

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Robyn

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Rilo Kiley: "Under The Blacklight"
Das Major-Debüt der in Los Angeles beheimateten Band um Sängerin Jenny Lewis könnte mit seinem ambitionierten, an R.E.M., aber auch teilweise an New Wave angelehnten Mainstream-Sound nun endlich den Brückenschlag vom country-lastigen Indie Pop in die Charts schaffen. Ebenfalls nicht besonders mit Tiefgang ausgestattet, aber Musik für Zwischendurch muss ja auch sein. (Warner)

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Rilo Kiley

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Prinzhorn Dance School: "Prinzhorn Dance School"
Das bis dato völlig unbekannte britische Trio wurde von James Murphy (LCD Soundsystem) für sein New Yorker Label gebucht. Und es erweist sich mit seiner minimalistischen, sturen und repetitiven Musik (Bass-Schlagzeug-Kratzgitarre) inklusive an frühe Gang Of Four oder The Fall erinnerndem säuerlichem Sprechgesang als echte Herausforderung. Neben Perlen wie "Black Bunker" oder "Do You Know Your Butcher" findet sich auch viel unausgearbeiteter Proberaumblödsinn. Trotzdem: aufregend! (DFA Records/EMI)

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Prinzhorn Dance School

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Fabienne Delsol: "Between You And Me"
Die in London lebende französische Sängerin legt auch mit ihrem neuen Album eine bezaubernde Platte im Zeichen von charmant rumpelndem und unbeholfenem Sixties Pop, französischem Chanson und ausgewählten Coverversionen vor, etwa von Serge Gainsbourg. Liebreizend! (Damaged Goods/Trost)

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Damaged Goods

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Diverse Interpreten: "Achilifunk. Gipsy Soul 1969 – 1979"
Flamenco und katalanisch und andalusisch gedeutete Rumba aus der Zeit der Franco-Diktatur, umgelegt auf Funk und Soul amerikanischer Prägung. Heute längst vergessene Größen wie Chacho, Peret oder Gato Perez rocken das Haus. Eine liebevolle Kompilation, dem auch ein aufwändiges Booklet beilegt. Eine nachdrückliche Empfehlung. (Love Monk/ Soul Seduction)

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Love Monk

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Beirut: "The Flying Club Cup"
Zach Condon und sein von New York aus betriebenes, artifizielles Balkan-Pop-Unternehmen Beirut hat sich auf diesem Ende September erscheinenden zweiten Album stilistisch weiter verfeinert. Geboten werden noch immer herzzerreißend schwermütige Songs, die ihre Inspiration den Filmen Emir Kusturicas und einer Europe-by-train-Reise des jungen Mannes verdanken. Bastardmusik, entstanden aus dem Missverständnis ebenso wie aus der Sehnsucht nach Fremde. Der Gesang macht Weinen. Weil er so schön traurig ist. (4AD/Edel)

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4AD

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