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Der florierende Warenaustausch zwischen Ost und West hat die Lebensader Panamas zu einem Nadelöhr gemacht: den Panama-Kanal. Die Anzahl der Frachter, die die Wasserstraße passieren, ist jährlich gestiegen; die Wartelisten für Durchfahrten sind länger geworden. Und vor allem: Die modernsten Containerschiffe sind schlicht zu groß für die Schleusen. Jetzt soll das "größte Gut des Landes", wie ein Manager der Betreiberbehörde den Kanal einmal nannte, noch größer werden: Heute, Montag, beginnen die Arbeiten zum Ausbau des Kanals.

Ein größeres Schleusensystem soll den knapp 82 Kilometer langen Kanal ab 2014 - 100 Jahre nach seiner Eröffnung - auch für die großen Frachter schiffbar und damit fit für die Zukunft machen. 5,25 Milliarden Dollar (3,85 Mrd. Euro) lässt sich das die Regierung kosten.

Haupteinnahmequelle

Für die Staatsführung geht es um nichts weniger als um die Zukunft des Landes. 80 Prozent des Bruttoinlandsprodukts hängen mit dem Kanal zusammen. Rund fünf Prozent der weltweit gehandelten Güter werden über diese Wasserstraße transportiert; besonders für den Handel zwischen Asien und den USA ist sie von zentraler Bedeutung. Die Regierung fürchtet, dass der Kanal zugunsten anderer Routen an Bedeutung verlieren und Panama die wichtigen Einnahmen von jährlich rund einer Milliarde Euro verlieren könnte.

Angesichts solch lukrativer Aussichten gibt es bereits Pläne für Konkurrenzprojekte, die eine schnelle Seeverbindung zwischen Karibik und Pazifik gewährleisten und die zeitaufwändige Umschiffung des Kap Hoorns umgehen sollen. Nicaragua will einen eigenen Kanal bauen, Mexiko eine Eisenbahnverbindung, die Container auf dem Landweg transportieren könnte. Und wenn mit dem Schmelzen der Arktis die Nordwestpassage in der Zukunft passierbar werden sollte, dann wäre Letztere mit 16.000 Kilometern der kürzere Weg von Europa nach Asien - über den Panama-Kanal sind es 23.000 Kilometer. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 3.9.2007)