Yokohama - Am Wochenende wurden auf der World Science Fiction Convention in Yokohama die diesjährigen Hugo Awards vergeben - neben den Nebula Awards der weltweit renommierteste Preis für Science Fiction-Literatur. Den Preis für den besten Roman erhielt der 63-jährige US-Autor Vernor Vinge für "Rainbows End", die Geschichte eines geheilten Alzheimer-Patienten, der sich in einer für ihn schwer durchschaubaren total-vernetzten Welt zurechtfinden muss, in der Überwachung und unterschwellige Terror-Angst neue Dimensionen angenommen haben. Vinge ist nach "A Fire Upon the Deep", deutsch: "Ein Feuer auf der Tiefe", (1993) und "A Deepness in the Sky"/"Eine Tiefe am Himmel" (2000) bereits zum dritten Mal mit dem Hauptpreis ausgezeichnet worden.

Als beste Novelle wurde "A Billion Eves" von Robert Reed, als beste Novelette "The Djinn's Wife" von Ian McDonald und als beste Kurzgeschichte "Impossible Dreams" von Tim Pratt ausgezeichnet - alle drei Titel sind im US-Magazin "Asimov's Science Fiction", seinerseits vielfacher Hugo-Gewinner, erschienen.

Biografie einer ungewöhnlichen Autorin

Der Preis für das beste themenbezogene Sachbuch ging an Julie Phillips "James Tiptree, Jr.: The Double Life of Alice B. Sheldon", die ungewöhnliche Biografie der 1915 geborenen und 1987 verstorbenen Psychologin Alice Bradley Sheldon. Sheldon hatte Ende der 60er/Anfang der 70er Jahre für Aufsehen auf dem Science Fiction-Markt gesorgt, als sie unter dem Pseudonym "James Tiptree, Jr." Kurzgeschichten veröffentlichte, die mit ungewöhnlichen Erzähltechniken, einfühlsamer Charakterisierung der Figuren und dem Spiel mit Geschlechterrollen eingefahrene Muster der Science Fiction sprengte. Ihre Geschichten wurden schon vielfach ausgezeichnet, ehe noch das Pseudonym gelüftet wurde - als sich der geheimnisvolle Autor schließlich als honorige alte Dame entpuppte, war die Sensation perfekt.

Der nach dem Verleger und Autor Hugo Gernsback benannte Hugo Award wird seit dem Jahr 1953 verliehen. Obwohl bislang bei weitem überwiegend amerikanische und britische AutorInnen ausgezeichnet wurden, spielt er auch für den schlanker gewordenen deutschsprachigen Markt eine wichtige Rolle. Hier konzentrieren sich die Verlage bei der Übersetzung ausländischer Titel zunehmend auf literarische Serien und erfolgreiche EinzelautorInnen. Alle bisherigen Hugo-PreisträgerInnen sind jedoch auch auf Deutsch erschienen - zuletzt der Gewinner von 2006, Robert Charles Wilsons große Saga "Spin" vom vermeintlichen Ende der Welt unter einem die Erde umspannenden Energieschirm unbekannter Herkunft. Weitere Preisträger der jüngeren Vergangenheit waren unter anderem Neil Gaimans Roadmovie-Mythologie "American Gods" und Robert J. Sawyers Parallelwelt-Geschichte "Die Neandertal-Parallaxe". (red)