Rupert-Heinrich Staller als neuer Kapitalmarktbeauftragter und Julius Meinl gestehen Kommunikationsfehler ein.

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Meinl European Land sucht einen strategischen Partner und startete dafür u. a. den Rückkauf eigener Aktien, die eigentlich Zertifikate sind. Gekauft wurden 29,6 Prozent um 1,8 Milliarden Euro. Obwohl rechtlich alles einwandfrei sei, wolle man künftig die Anleger besser informieren.

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Wien – Julius Meinl als Vertreter der Meinl Bank und sein neuer Kapitalmarktbeauftragter, Rupert-Heinrich Staller, wiesen am Mittwoch jede Schuld zurück, die Anleger über die Anteilsrückkäufe der Meinl European Land (MEL) nicht rechtzeitig informiert zu haben. "Im Prospekt wurde ad hoc bekannt gegeben, dass die Meinl Bank beauftragt wurde, jederzeit Zertifikate kaufen zu können."

MEL, mit steuerschonendem Sitz auf der Kanalinsel Jersey, kaufte bisher 88,8 Mio. eigener so genannter Zertifikate (die Aktien dahinter sind bei der Kontrollbank hinterlegt) das sind 29,6 Prozent zum Preis von 1,8 Mrd. Euro. Die Zertifikate seien zum Durchschnittspreis von 20,43 Euro pro Stück erworben worden, und man werde sie auch nicht unter diesem Gegenwert verwerten. Die 1,8 Mrd. Euro würden vom Eigenkapital abgezogen, das dann 3,1 Mrd. Euro betragen.

Die Kosten für den Rückkauf liegen jedenfalls deutlich über dem Emissionserlös der letzten Kapitalerhöhung von 1,48 Mrd. Euro. Am 9. Februar, nach der Kapitalerhöhung teilte die MEL zur Mittelverwendung noch Folgendes mit: "Das Emissionsvolumen von rund 1,48 Mrd. Euro wird zur Fortsetzung der dynamischen Expansion der Meinl European Land eingesetzt werden." Die nun erzielten Erlöse sollen zur Finanzierung der kürzlich fixierten Projekte dienen. Darüber hinaus befänden sich etliche weitere Immobilienprojekte in fortgeschrittenen Verhandlungen und würden voraussichtlich noch in diesem Quartal unterschriftsreif. Tatsache ist auch, dass bei der letzten Kapitalerhöhung 75 Mio. Aktien zum Preis von 19,70 Euro/Stück ausgegeben wurden. Verglichen mit dem Rückkaufwert von 20,43 Euro ergibt sich auf Basis der 88,8 Mio. nun erworbenen Aktien für die MEL ein rechnerischer Verlust von rund 65 Mio. Euro.

Weil es sich eben um Zertifikate handle, entfalle auch die in Österreich übliche Meldepflicht für Aktienrückkäufe, wurde betont. Zertifikate seien international üblich, zumal in Wien keine Namensaktien und in London oder New York keine Inhaberaktien gehandelt werden können, verteidigte Meinl die Konstruktion.

Akquisitionswährung

Begründet wurde der massive Rückkauf u. a. damit, dass die Zertifikate eine ideale Akquisitionswährung seien, gut auch zum Unterlegen von Wandelanleihen. Zudem wird eine Notierung an einer Ostbörse überlegt und die Hereinnahme eines strategischen Partners. Wer das ist und wie viele MEL-Aktien dieser erwerben wird, steht noch nicht fest. Insider vermuten einen russischen Partner, zumal 40 Prozent des Geschäfts derzeit auf Russland entfallen.

Eine Verlegung des Sitzes nach Wien kommt für Meinl wegen unternehmensrechtlicher und steuerrechtlicher Vorteilen nicht infrage: "Wir müssten stille Reserven auflösen und diese versteuern." In Jersey seien die Gewinne zu 99 Prozent steuerfrei.

Nach dem Abgang von Francis Lustig wird die MEL vom verbleibenden Management-Bord geleitet, davon sitzt aber niemand in Österreich. Gemanagt wird die MEL extern von einer Management-Gesellschaft, für die die MEL jährlich 3,5 Mio. bezahlen muss. Für die Verwendung des Namens Meinl werden der MEL 1,736 Mio. Euro jährlich in Rechnung gestellt. "Kommunikationsfehler" in der Vergangenheit" soll es nicht mehr geben. "Ab jetzt wird alles anders", versprach Meinl. Künftig würden alle Rückkäufe wöchentlich im Nachhinein bekannt gegeben. "Wir wollen ein Musterschüler der Corporate Governance an der Börse werden." (Claudia Ruff, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 30.08.2007)