Grafik: Der Standard
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Erinnern Sie sich noch an den Kinderscheck? Nein, nicht an den mit Jörg Haider mit Windelhosen, sondern an den in der Forschung. Er sollte es forschenden Müttern ermöglichen, nach der Babypause so früh wie möglich an Universitäten oder wissenschaftliche Institute zurückzukehren, um den Anschluss an die Weltspitze nicht zu verlieren.

Was aus dem 2005 vom Wissenschaftsfonds FWF initiierten Kinderbetreuungsscheck geworden ist? Ein Konzept, das - erraten - vom Bildungsministerium unter der damaligen Ministerin Elisabeth Gehrer nicht dotiert und, weil nicht "Kerngeschäft des FWF", schubladisiert wurde. Zwei Millionen Euro hätte es laut der im Vorjahr angestellten Schätzung jährlich gekostet, jedes Kind pro Monat mit rund 300 Euro Krippen-, Kindergarten- oder Tagesmutter-Geld auszustatten.

An der Situation wissenschaftlich tätiger Mütter hat sich seither nicht viel geändert. Betreuungsplätze für die ganz Kleinen und Kindergartenplätze, mit Abstand die wichtigste Voraussetzung für wissenschaftliche Karrieren, sind Mangelware.

Alarmierender Ausgangsbefund

Der Ausgangsbefund für die Bundesregierung ist alarmierend: Der Frauenanteil in der außeruniversitären Forschung ist laut Gender Booklet im Vorjahr von 21,4 auf 20 Prozent zurückgegangen, während die Zahl der Beschäftigten in den 85 untersuchten Einrichtungen um rund ein Prozent auf 2905 zurückgegangen ist. Dramatisch daran: Die Zahl der Wissenschafterinnen sackte von 627 auf 582 überproportional ab, dafür gab es 18 männliche Forscher mehr.

An der Arbeitszeit dürfte es nicht liegen, denn 78 Prozent der Forscher arbeiten Vollzeit (2005: 81 Prozent). "Eher schon an den Öffnungszeiten der Betreuungseinrichtungen, die mit jenen von Wissenschaftsbetrieben nicht harmonieren", sagt Staatssekretärin Christa Kranzl.

Auffällig an der neuen Untersuchung: Bei Wissenschaftern bis 25 Jahre stellen die Frauen mittlerweile wohl 32 Prozent, ihr Anteil ging aber absolut (von 92 auf 87 Frauen) wie auch relativ (von 34,5 auf 32) zurück. Im Spektrum 26 bis 35 Jahre sank die Frauenquote bereits auf das niedrige Gesamtniveau von 20,1 Prozent.

"Ändern", räumt Kranzl ein, "lässt sich das nicht von heute auf morgen und - bei gleicher Qualifikation - nur über eine klare Bevorzugung von Frauen." Denn: "In den Entscheidungsgremien sitzen Männer, und das wirkt." Wie, zeigt ein Blick auf Sektionen, Aufsichtsräte und Geschäftsführungen im Staatsbereich: Das Match der Sektionschefs im Infrastrukturministerium gewinnen die Männer 5:0, in den Aufsichtsräten von Forschungsförderungsgesellschaft FFG und Austria Wirtschaftsservice (AWS) sind Frauen die Minderheit.

Das soll sich nun ändern, das BMVIT wird für wenigstens eines ihrer drei AWS-Mandate "eine hochqualifizierte Frau nominieren", wie Kranzl dem Standard versichert. Die FFG, wo das Verkehrsministerium auch den Vorsitzenden stellt, soll statt Peter Mitterbauer eine hochqualifizierte Präsidentin bekommen. Was noch kommt: ein Pilotprojekt für einen Betriebskindergarten in den Austrian Research Centers (ARC) in Seibersdorf. Die ARC gehören mit 17,5 Prozent Frauenanteil nämlich zu den Schlusslichtern in Österreich. Und: Die Fem-tech-Initiative wurde von 1,5 auf 2,5 Mio. Euro aufgestockt. (Luise Ungerboeck/DER STANDARD, Printausgabe 29.08.2007)