Die "Tour" der Kinderuni Wien machte gestern als vorletzte Station am Yppenplatz nahe dem Brunnenmarkt in Wien-Ottakring Halt. Mit Versuchsstationen und einem mobilen Hörsaal ist es das erklärte Ziel der Organisatoren, den Wissensdurst der Kinder zu wecken.

Foto: derStandard.at/Weber

Zu der Idee, mit der Kinderuni „auf Tour zu gehen“ kam es laut Geschäftsführerin Karoline Iber (re.) aufgrund der Ergebnisse der Besucheranalyse der regulären Kinderuni-Veranstaltungen. Eine Analyse der Teilnehmerdaten habe gezeigt, dass der Großteil der Kinder aus einem bildungsaffinen Umfeld stammen, etwa aus Akademikerfamilien. Kinder aus Arbeiterfamilien und Kinder mit Migrationshintergrund hingegegn waren drastisch unterrepräsentiert. So habe man beschlossen, „dorthin zu gehen, wo die Kinder ihren Sommer verbringen“.

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Die Stationen in Parks und Spielplätzen, bisher am Leberberg, in der Großfeldsiedlung, im Stuwerviertel und im Stadtpark, seien bewusst gewählt worden. Es sollen Kinder aus den bildungsferneren Schichten erreicht werden, die keinen Zugang zu Aktionen wie der regulären Kinderuni finden, so Iber.

Foto: Kinderbüro Universität Wien

Laut Schätzungen von Iber haben rund 85% der Teilnehmer einen Migrationshintergrund, für viele ist Deutsch nicht die Muttersprache. Die Events wurden mit der Unterstützung von lokalen Jugendzentren und Parkbetreuern und mit fremdsprachigem Werbematerial in der Umgebung der Parks angekündigt.

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Das Angebot der Tour beinhaltet neben den Vorlesungen 6 Stationen, an denen die Kinder bei jeweils 5 Versuchen betreut werden. Die Versuche beantworten Fragen von „Kann ein Bild springen, ohne sich zu bewegen?“, über "Warum stehen dir manchmal die Haare zu Berge?" bis zu „Wie funktioniert eine Rakete?“.

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Bei jeder Versuchsbox gibt es die Versuchsanleitung für die Teilnehmer als Karte zum Mitnehmen. Die Karten werden in den umgehängten „Studentenausweisen“ gesammelt und sollen einerseits eine Motivation für die Kinder darstellen, andererseits die Nachhaltigkeit des Gelernten fördern.

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Die Funktionsweise einer Batterie wird mithilfe von 10-Cent-Stücken, Alufolie, einer Essiggurke und einem Kopfhörer dargestellt..

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..ein Plastilinschiffchen veranschaulicht die Wasserverdrängung..

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..und Büroklammern, die in ein Wasserglas geworfen werden, zeigen die Oberflächenspannung des Wassers.

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Die Kinder lauschen gespannt..

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..und machen sich hoch konzentriert an die Arbeit.

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Die Zielgruppe der Aktion sind Kinder zwischen 7 und 12 Jahren, mitmachen darf jedoch jeder, der interessiert ist - auch die "Großen".

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Zwischendurch werden die Aktivitäten an den Stationen unterbrochen und ein „Boxenstopp“ ausgerufen, um die Kinder dazu zu bewegen, den Vorlesungen beizuwohnen.

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Im mobilen Hörsaal, gestaltet von Mag. Hannes Rümmele, gibt es heute zwei Vorlesungen:

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Univ. Doz. Dr. Franz Embacher spricht über das Universum..

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.. Kollegin Ao. Univ. Prof. Mag. Dr. Katrin Schäfer versucht, den Kindern die Evolution zu erklären.

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Dr. Embacher will sich unter dem Einsatz von Anschauungsmaterial die Aufmerksamkeit des etwas unruhigen Publikums verschaffen.

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Trotzdem mangelt es an Zwischenrufen und lautstarken Störungen nicht.

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„Solange sie selbst etwas tun können, sind sie diszipliniert", betont Dr. Embacher nach gehaltener Vorlesung, nur während der Vorträge sei die Aufmerksamkeit der Kinder schwer zu halten. Jedoch sehe er es bereits als Erfolg, "wenn das Thema Uni und Bildung ein wenig positiv behaftet in den Köpfen der Kinder bleibt."

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Am Infopoint können alle Informationen zum Thema Studium, Universität und Bildung erfragt werden. Gestern war der Andrang jedoch nicht allzugroß, insgesamt haben sich geschätzte 40 bis 50 Kinder eingefunden, viele von ihnen zufällig.

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Zum Abschluss gibt es, unabhängig von der Leistung der Kinder, orange T-Shirts als Belohnung. Außerdem wird den Kindern der Ehrentitel "Magister/Magistra Universitatis Iuvenum" verliehen. Sowohl das Sammeln der Karten, als auch die Belohnung sollen eine Motivation für die Kinder sein, jedoch keinesfalls Leistungsdruck erzeugen, betont Organisatorin Iber.

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Bei den vorigen Stationen sei der Andrang größer gewesen, "bei dem Wetter werden viele im Schwimmbad sein", meint Iber. Diejenigen, die da waren, bereuen es jedenfalls nicht: "es war sehr interessant, ich hoffe ich kann zur nächsten Station auch kommen", sagt der neunjährige Benjamin, der bereits zum zweiten Mal dabei ist. Seine Großmutter, im Amt der Begleitperson, seufzt: "Ja, da müss ma auch wieder hin. Aber ich hab das Gefühl, er nimmt was mit, also hat es wenigstens einen Sinn."

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Die Resonanz sei durchwegs positiv, zeigt sich Organisatorin Iber zufrieden, "Wann kommt ihr wieder?" sei die meistgestellte Frage auf Seiten der Kinder. Für die Zukunft kann sie sich durchaus eine Erweiterung der Tour, etwa auch durch kleinere Städte in den Bundesländern, vorstellen.

Link:
Kinderuni Wien

(web, derStandard.at, 28. August 2007)

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