Wien - "Das ist kein positives Fallbeispiel, das in ein Handbuch der Unternehmensführung Eingang finden würde": Harsch wie selten kommentiert der Vorsitzende des ORF-Stiftungsrates das interne Gezerre um das "Extrazimmer". Angesichts des "Zickzackkurses" fragt sich Klaus Pekarek, "wie die Entscheidungsstrukturen im Unternehmen wirklich angesiedelt sind". Der Stiftungsrat werde sich in der nächsten Sitzung am 11. Oktober damit befassen.
"Eher ein Management- als Programmproblem"
"Ich verstehe ja, dass man etwas tun muss, wenn ein Format nicht funktioniert, aber diese quälende Art verstehe ich nicht", wunderte sich Stiftungsrat Karl Krammer (SP). VP-Fraktionsführer Franz Medwenitsch sieht "eher ein Management- als ein Programmproblem". Wurden Direktoren übergangen, "werden sich die das nicht gefallen lassen". Programmdirektor Wolfgang Lorenz war während der Entscheidung auf Urlaub.
Wrabetz hält die Entscheidungsabläufe für richtig und seufzt: "Wenn ich meine Verantwortung wahrnehme und entscheide, wo natürlich andere schon vorher hätten entscheiden können, wird das eigenartigerweise von jenen kritisiert, die zuvor lautstark Entscheidungen fordern."
Lorenz: "Ich bin sehr betroffen"
Lorenz selbst wandte sich unterdessen via "Kleine Zeitung" an die Öffentlichkeit. "Ich bin sehr betroffen", sagte der Programmdirektor, "aber natürlich hat der Generaldirektor die letzte Befugnis zu entscheiden". Lorenz' Einwände gegen die Einstellung des "Extrazimmer" - die in Angriff genommenen Optimierungen beim Spätabend-Talk begannen nach Meinung der Programmmacher gerade zu greifen - prallten offenbar an ORF-Chef Wrabetz ab, an einen Rücktritt denke er dennoch keinesfalls, ließ Lorenz wissen.
Infodirektor Elmar Oberhauser beschwerte sich laut "Kleine Zeitung" in einem internen Mail, Kommunikationschef Pius Strobl habe ohne sein Wissen ein neues TV-Magazin bestellt. Das geschah in seinem Auftrag, erklärte der General dazu. (APA, fid/DER STANDARD; Printausgabe, 25./26.8.2007)