New York/Wien – Die Vereinten Nationen werfen dem sudanesischen Miliär und mit ihm verbündeten Milizen mögliche Kriegsverbrechen vor. Nach einem Angriff auf neun Dörfer in der Krisenregion Darfur im Dezember 2006 hätten Militär und Milizen Frauen und Mädchen entführt und viele von ihnen einen Monat lang als Sexsklaven festgehalten, heißt es in einem Bericht des UN-Büros für Menschenrechte, der am Dienstag veröffentlicht wurde. Die Verbrechen könnten auch für den Internationalen Strafgerichtshof relevant sein, heißt es in einer Aussendung der UNO.

Der Bericht macht die sudanesische Regierung für die Aktivitäten ihrer Streitkräfte und anderer mit ihr verbündeten Gruppen und Milizen verantwortlich. Jeder, der unter Verdacht stehe, müsse von seinem Posten enthoben und Objekt von Ermittlungen werden. UNO-Menschenrechtskommissarin Louise Arbour forderte Khartum auf, eine unabhängige Untersuchung der Vorfälle in die Wege zu leiten.

Der Bericht stützt sich zum Teil auf Zeugenaussagen von Opfern der Misshandlungen. Demnach attackierten am 26. Dezember mehrere hundert Bewaffnete auf Pferden und Kamelen das Dorf Deribat in der Region Jebel Marra, unterstützt von einem Flugzeug und mindestens drei Fahrzeugen. Die Angreifer trieben Frauen und Kinder zusammen und brachten sie zu einem nahe gelegenen Fluss, wo sie die Frauen und Mädchen systematisch vergewaltigten, häufig vor anderen Gefangenen.

Der Bericht nennt Namen von möglichen Verantwortlichen für die Misshandlungen. Der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag hatte bei seinen Ermittlungen zu Verbrechen in Darfur im Mai die ersten Haftbefehle gegen einen Minister und einen Milizführer erlassen. Ihnen werden Verbrechen an der Zivilbevölkerung zur Last gelegt. (raa/DER STANDARD, Printausgabe, 23.8.2007)