In der Diskussion um den Lehrstellenmangel präsentieren Experten und Politiker verschiedene Lösungsmöglichkeiten.

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Wien - Kurz vor Beginn der neuen Ausbildungssaison sind noch immer 10.000 Jugendliche ohne Lehrstelle. Nach Angaben von Experten gibt es verschiedene Möglichkeiten, den Lehrstellenmangel zu verhindern. Außerdem sei es notwendig, dass die angehenden Lehrlinge ausreichend qualifiziert sind, sagte Bildungsexperte Peter Schlögl am Dienstag im Ö1-Morgenjournal.

Nach Angaben von Schlögl sei die "finanzielle Hilfe" ein Konzept gegen den Lehrstellenmangel. Hier versucht auch die Politik anzusetzen. Der sogenannte Blum-Bonus, den die Regierung vor zwei Jahren eingeführt hat, ist eine dieser Maßnahmen. Der Lehrstellenmangel konnte dadurch gebremst werden - aber bei weitem nicht so stark, wie erhofft, berichtete das Ö1-Morgenjournal.

Die Arbeiterkammer (AK) Niederösterreich hat nun errechnet, wie viele Lehrstellen es ohne die Förderung geben würde und verglichen, wie viele Lehrstellen es tatsächlich gibt. Das Ergebnis: Von fünf Euro Blum-Förderung wirkt nur ein Euro, da auch Lehrstellen gefördert werden, die ohnehin geschaffen worden wären, sagte Marc Pointecker von der AK zu Ö1. Nach Angaben des Wirtschaftsministeriums belaufen sich die Kosten für den Blum-Bonus auf knapp 90 Mio. Euro. Die AK hat berechnet, dass lediglich 20 Mio. Euro ihr Ziel erreichen.

Ruf nach Effizienz

Die AK fordert daher, dass die Gelder effizienter eingesetzt werden sollen und die Förderung auch dafür verwendet werden könnte, Mädchen in a-typischen Berufen, wie etwa Maschinenbau oder EDV-Technik, auszubilden. Diese Forderung wird auch von Frauenministerin Doris Bures unterstützt. "Mit der Neuausrichtung des Blum-Bonus sollten wir die Chance nützen, verstärkt Mädchen in Zukunftsberufen ausbilden zu lassen," so die Ministerin am Dienstag.

Der Initiator der viel diskutierten Förderung, Egon Blum, spricht sich allerdings gegen diesen Vorschlag aus. Er findet "das Ausklinken einiger Berufe" nicht richtig, da es viele Berufsbereiche gibt, "die bereit sind, auch Lernleistungsschwächere aufzunehmen." Blum betonte im Ö1-Morgenjournal, dass er mit dem Projekt "sehr zufrieden" sei und gibt zu bedenken, dass bis zur Einführung der Förderung jährlich 2.500 Lehrstellen verloren gingen.

Alternativ zu der wirtschaftlichen Unterstützung gibt es auch die Möglichkeit eines finanziellen Lastenausgleich zwischen Betrieben die Lehrlinge ausbilden und jenen, die nicht ausbilden, so Schlögl. In die selbe Kerbe schlägt die SPÖ-Nationalratsabgeordnete Laura Rudas. In einer Pressemitteilung schlägt sie die Schaffung eines Ausbildungsfonds vor, in welchen alle Betriebe einzahlen und der dann den Unternehmen zugutekommt, die tatsächlich Lehrlinge ausbilden.

Berufsfachschule

Ein weiterer Lösungsvorschlag gegen den Lehrstellenmangel könnte auch eine Berufsfachschule sein, "wo in Form von Lehrwerkstätten in Anbindung an vielleicht an schulische Modelle" möglichst berufs- und praxisnah ausgebildet wird, sagt Schlögl.

Matthias Krenn, Wirtschaftskammer-Vizepräsident, fordert hingegen, dass die Politiker "endlich die geeigneten Rahmenbedingungen für die Betriebe schaffen müssen, damit diese auch wieder vermehrt Lehrlinge ausbilden."

Im Ö1-Morgenjournal bestätigte Schlögl auch die Klage der Betriebe, dass Lehrstellensuchende sehr mangelhaft qualifiziert sind. Seiner Einschätzung nach gibt es "eine Risikogruppe von ungefähr 20 Prozent", die Probleme mit dem sinnerfassenden Lesen haben. Durch Stützmaßnahmen während der Lehrlingsausbildung könnten diese Defizite "zügig aufgeholt werden." (APA)