Rechnet mit weiterhin stabilen Holzpreisen: Bundesforste-Vorstand Georg Schöppl.

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STANDARD: Die Bundesforste besitzen zehn Prozent der österreichischen Fläche. Wie bekommen der Gesellschaft die steigenden Holzpreise?

Schöppl: Wir profitieren natürlich von der derzeit großen Nachfrage nach dem Rohstoff Holz. Nicht nur als Werkstoff, sondern auch als Energieträger. Wir versorgen mittlerweile über die Biomasse rund 80.000 Haushalte mit Strom und Wärme. Das ist etwa die Größenordnung von Klagenfurt.

STANDARD: Das heißt, die Holzpreise werden hoch bleiben? Die Papierindustrie beispielsweise stöhnt schon.

Schöppl: Momentan ist der Markt sehr angespannt. Wir hoffen aber, dass er sich mittelfristig wieder auf hohem Niveau stabilisiert. Momentan ist der Absatz schwierig, da der Orkan "Kyrill" im Jänner hohe Schäden verursacht hat. Allein bei den Bundesforsten müssen wir dadurch um ca. 50 Prozent mehr ernten, als wir ursprünglich an Einschlag vorgesehen hatten. Vieles lässt sich da aber bei rascher Ernte trotzdem als Qualitätsholz verkaufen. Aufgrund der aktuell guten Wirtschaftsentwicklung und der hohen Nachfrage bin ich optimistisch, dass sich das alles wieder einrenkt. Wir helfen uns im heurigen Jahr konkret damit, dass wir nicht das gesamte Holz auf den Markt bringen, sondern einen Teil einlagern. Dadurch konnten wir das Preisniveau weit gehend halten.

STANDARD: Insbesondere in Deutschland gibt es die Befürchtung, dass wegen der höheren Holznachfrage die Wälder "zu stark ausgeräumt" werden. Besteht diese Gefahr auch in Österreich?

Schöppl: Was die Bundesforste betrifft, haben wir uns genau angesehen, wie viel Holz und gerade auch Biomasse wir entnehmen können, und darüber gehen wir nicht hinaus. Was den österreichischen Wald insgesamt betrifft, bin ich mir sicher, dass das Potenzial da noch gar nicht ausgereizt ist. In Österreich gibt es sehr viel Kleinwald in bäuerlichem Besitz und einige große Forstbetriebe. In den großen wird in der Regel so gewirtschaftet wie bei uns, und bei den kleinen wird meist nicht so viel entnommen wie möglich wäre.

STANDARD: Die Bundesforste haben eine Reihe von Beteiligungen, etwa bei der Mayr-Melnhof Holz Holding, bei einer Kelag-Tochter oder beim Biomassekraftwerk der Wien Energie. Warum?

Schöppl: Das ist Teil einer Diversifikationsstrategie, bei welcher der Schwerpunkt weiterhin bei Forstwirtschaft liegt; das bleibt unangefochten unser Kerngeschäft. Wir wollen die Erträge aus den Wäldern so erhalten, dass eine nachhaltige Bewirtschaftung nicht infrage steht. Im Wald haben wir aus Nachhaltigkeitsgründen die Holzernte in den letzten Jahren daher bewusst um ein Viertel reduziert. Und wir gehen ganz bewusst in andere Bereiche: Immobilien, Tourismus, Consulting, erneuerbare Energien. Dort liegen unsere größten Wachstumsmöglichkeiten. Unsere Beteiligungen sind meistens auch unsere Schlüsselkunden, und auch da bleiben wir in Zukunft bei möglichen weiteren Beteiligungen offen. Derzeit steht da aber nichts unmittelbar an.

STANDARD: Stichwort Immobilien. Sie kaufen und verkaufen immer wieder Flächen?

Schöppl: Das sind in den meisten Fällen Arrondierungen oder Wünsche von Gemeinden und Anrainern. Wir kaufen entweder aus wirtschaftlichen oder ökologischen Gründen. Die Bundesforste stellen bei den Nationalparks, etwa beim Nationalpark Kalkalpen oder Donauauen, die größten Flächenanteile zur Verfügung und helfen aktiv vor Ort bei der Betreuung mit. Im Vorjahr haben wir ca. 900 Hektar, bei einer Fläche von insgesamt 860.000 Hektar, verkauft. Dem stehen natürlich auch Zukäufe gegenüber. Also in Summe nicht viel. Aber wir planen, unsere Immobiliengeschäfte transparenter zu machen. Ab dem Herbst werden wir auf unserer Homepage alle die Liegenschaften anführen, die wir im Angebot haben. Also für Miete, Pacht oder Baurecht. Schließlich haben wir 3400 Immobilien im Besitz - von der kleinen Jagdhütte bis zum Schloss Eckartsau. Aber Letzteres werden wir natürlich nicht anbieten.

STANDARD: Die Bundesforste betreiben auch einige Wasserkraftwerke. Ist da etwas geplant?

Schöppl: Wir haben zwei kleine Wasserkraftwerke in Betrieb. Ein weiteres Projekt mit über zehn Megawatt steht kurz vor der Genehmigung. In den nächsten fünf Jahren sind bis zu fünf weitere Kleinwasserkraftwerke geplant. (Johanna Ruzicka, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 20.8.2007)