Organisationen wie die Iaeste oder die Wirtschaftskammer vermitteln Studenten Praktikumsplätze im Ausland.

Foto: STANDARD/Hendrich
Wien - "Für mich war es eine Spitzenzeit", gerät die Jus-Studentin Tamara Gaggl ins Schwärmen, wenn sie über ihr Volontariat in Hongkong spricht. Zwei Monate hat die 23-jährige Kärntnerin dort bei der Außenhandelsstelle der österreichischen Wirtschaftskammer gearbeitet. Gereizt habe sie dabei, "zu erproben, wie man selbst in einer ganz fremden Umwelt reagiert".

Von der Essensbestellung bis zur Fahrt mit der U-Bahn werde alles zur Herausforderung. Neben dem anderen Kulturkreis hat sie vor allem die boomende Wirtschaft nach Asien gelockt: "Man liest ja viel darüber. Selbst zu sehen, welche heimischen Banken am chinesischen Markt aktiv sind und welche Strategien sie dabei verfolgen, ist dann noch viel spannender. Das ist Wirtschaft live."

Ins Zentrum der Macht

Nur Positives über das Auslandsvolontariat erzählt auch Günther Kainz. Der 28- Jährige wechselte im zehnten Semester seines Betriebswirtschaftsstudiums vorübergehend von der Universität Graz ins Büro der Wirtschaftskammer nach Brüssel. Motiviert habe ihn die Chance, sich selbst ein Bild darüber zu machen, was gemeinhin unter der EU verstanden wird. Schließlich sei man in Brüssel "direkt im Zentrum der Macht".

Die Befürchtung, bloß als Aktenträger hin und her geschickt zu werden, hat sich nicht bestätigt. "Ich konnte die Referenten unterstützen, Berichte über Parlamentsausschüsse und Tagungen verfassen oder Übersetzungsarbeiten erledigen", schildert er seinen Aufgabenbereich. So habe er das Gefühl gehabt, dass seine Arbeit auch nützlich ist.

Neben dem Job sei genug Freizeit geblieben, um auch etwas vom Land zu sehen und neue Leute kennen zu lernen. Die Wochen habe er am Freitagabend mit anderen Praktikanten am "Österreicher-Stammtisch" ausklingen lassen. Sein persönliches Highlight aber, sagt Kainz stolz, war ein Treffen mit Bundeskanzler Alfred Gusenbauer, der im April zu einem Antrittsbesuch nach Brüssel gereist war. Insgesamt war der Aufenthalt eine "lehrreiche Erfahrung", die er jedem sehr ans Herz lege.

Einen Wehrmutstropfen gibt es bei all den positiven Aspekten: Das Abenteuer Auslandspraktikum muss man sich leisten können, denn oft ist es unbezahlt. Auch wenn mitunter Zuschüsse gewährt werden, decken diese die Kosten für Reise, Unterkunft und Lebensmittel kaum ab. Der Rückgriff auf Ersparnisse oder ein zusätzlicher Nebenjob werden notwendig. Das aber gehört für Studenten ohnehin zum Alltag. (Sylvia Kuba/DER STANDARD-Printausgabe, 18./19. August 2007)

Ende der Serie