In vierzig Dienstjahren nie ein Problembär.

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Er ist eine Ikone der Werbegeschichte wie Meister Proper oder das Sparefroh-Männchen. Seit gut vier Jahrzehnten hüpft der grüne Bär ins Bild, wenn irgendwo ein Hals kratzt, meist mit einem launigen Reim auf den Lippen: "Nicht gar so schön scheint die Welt/ sobald der Husten dich befällt/ da helfen gleich, da darf ich wetten/ die sieben Kräuter-Hustinetten."

Nun, im 42. Lebensjahr, bekommt der Hustinettenbär einen neuen Dompteur. Das Linzer Süßwarenunternehmen Pez, selbst nicht ohne Tradition, übernahm mehrheitlich den Wiener Mitbewerber Egger, der neben anderen Klassikern wie dem Sportgummi die Hustinetten-Hustenzuckerln im Sortiment führt.

Auch der neue Eigentümer will das Produktmaskottchen nicht in Pension schicken - aus gutem Grund. Längst hat der Hustinettenbär einen Platz im kollektiven Gedächtnis der über 30-Jährigen erobert, der patriotisch angehauchte Onlineshop www.austrian-goodies.at verkauft für 10,68 Euro Plüschexemplare. Dabei ist der drollige Fernsehstar, wie viele andere Bären, ein Zuwanderer.

Es war der Hamburger Konzern Beiersdorf, der im Jahr 1966 die ersten Packerln Hustinetten samt aufgedrucktem Bären auf den Markt warf. Die weich gefüllten Bonbons zogen vor allem bei Kindern besser als die damals gängigen scharfen Pfefferminz- und Lakritzedrops. Bereits 1972 langte der Hustinettenbär am Gipfel des Ruhms an: Er wurde zur beliebtesten Werbepersönlichkeit des deutschen Sprachraums gewählt.

Viele Jahre zehrte der pummelige Held von seiner Popularität. Noch in den Neunzigern zogen sich bemitleidenswerte Studenten Fellkostüme über, um auch auf Wiener Straßen Hustenzuckerln an Autofahrer auszuteilen. Tatsächlich eingebürgert wurde der Hustinettenbär, der im Laufe der Zeit immer weichere Züge verpasst bekam, aber erst 2002, als Egger die Marke von Beiersdorf übernahm.

Das Retrospektakel Wickie, Slime & Paiper zu Beginn des neuen Jahrtausends gab der in die Jahre gekommenen Legende noch einmal kurz Auftrieb: Die dritte CD der Serie beherbergt auch einen Hustinetten-Jingle. Die Nostalgiewelle konnte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass der grüne Publikumsliebling, obwohl nie ein Problembär, in einer latenten Imagekrise steckt.

Schuld daran sind unter anderem die Macher des Kabarettfilms "Muttertag", die den langjährigen Sympathieträger zur Witzfigur herabwürdigten - und damit einen echten Running Gag kreierten. In der Schlüsselszene schießt ein von Roland Düringer verkörperter Räuber kaltblütig einen als Eisbär getarnten Kaufhausdetektiv (Herwig Seeböck) über den Haufen. Vor dem Mord sagt der Täter seinem panischen Opfer ungerührt ins Gesicht: "Pudl di net auf, Hustinettenbär." (Gerald John, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 16.08.2007)