Wien - Auch wenn sich digitale Daten kopieren und an vielen Orten verteilt speichern lassen, ist damit noch lange nicht garantiert, dass sie auch bewahrt werden. Denn die Bewahrung ist nicht alleine eine technische Frage: Die eigentliche Herausforderung ist die Erhaltung der Benutzbarkeit. Angegangen wird dies derzeit dadurch, dass die Informationsinhalte getrennt von jenen Daten werden, die zur Darstellung verwendet werden - der Text eines Buches wird beispielsweise "losgelöst" von der Art, wie er gesetzt ist (Seiteneinteilung, Zeichensatz...), und beides wird in sogenannten Metadaten aufbewahrt. So kann auf die Information zugegriffen werden, auch wenn - beispielsweise bei Textdateien aus veralteten Computerprogrammen - es keine Möglichkeit mehr gibt, das Original zu lesen.

 

Doch oft - etwa bei Poesie - sind auch Darstellungs-Eigenschaften signifikant und müssen mitarchiviert werden. Ein anderer Ansatz ist radikaler - und aufwendiger: So werden ganze Computersysteme (mit Betriebssystem, Software u.ä.) "emuliert", das heißt als Softwareumgebung nachgebildet, um die Lesbarkeit der in diesen Systemen gespeicherten Daten auch in Zukunft zu bewahren.

Vertrauenswürdige Daten

Bibliotheken und Archive sowie Regierungen setzen sich auf nationaler Ebene und in mehreren EU-Projekten derzeit mit derartigen Fragen auseinander. Offene bzw. standardisierte Dateiformate (beispielsweise "PDF/A" oder XML), Kriterien für "Vertrauenswürdige Digitale Archive", das "Open Archive Information System" oder auch die "i2020"-Strategie der EU wurden formuliert. Ebenso betreiben u. a. das International Internet Preservation Consortium oder die Digital Preservation Coalition Bewusstseinsbildung und Lobbying.

Eine gemeinsame Lösung oder ein dauerhafter Standard für die Langzeitarchivierung ist jedoch noch nicht gefunden. Vorerst agieren die Bibliotheken daher noch auf sich alleine gestellt. (red)