Ob schlechter Umgang mit Geld, hohe Ausgaben für teure Autos, Handys oder Einkaufen auf Pump - die Gründe, die letztlich bis zur Lohnpfändung führen, sind vielfältig.

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Wien - Hohe Ausgaben für teure Autos, Handys, Einkaufen auf Pump, aber auch Unfälle oder ganz einfach nur die Gründung einer Familie: Die Ursachen, warum die Schulden vielen Österreichern über den Kopf wachsen, sind vielfältig. Für das vergangene Jahr listet die Statistik des Justizministeriums 762.105 Lohn- und Gehaltspfändungen auf, berichtet die Tageszeitung "Salzburger Nachrichten". Lohnpfändungen sind also keine Seltenheit mehr. Oft reicht das Einkommen nicht einmal dafür aus, laufende Kosten zu zahlen.

Die Einzelfälle sind meist dramatisch. "Leute, die ohnehin wenig verdienen, werden bis aufs letzte Hemd ausgezogen", sagt Rainer Kraft von der "Steuer&Service Steuerberatungs GmbH" in Wien. Fälle kennt Kraft genug. Der Jurist berät Firmen bei der Lohnpfändung ihrer Mitarbeiter. "Hat das Thema Lohnpfändung vor zehn Jahren noch kein Unternehmen interessiert, so gibt es mittlerweile fast keinen Lohnverrechner mehr, der damit nichts zu tun hat." Seminare zum Thema Lohnpfändung würden regelrecht überrannt. "Die Nachfrage steigt immens."

Kündigung nach Gehaltspfändung

Besonders tragisch für die betroffenen Mitarbeiter ist, dass viele Firmen eine Gehaltspfändung zum Anlass für eine Kündigung nehmen. Die Abwicklung ist mittlerweile sehr kompliziert. Das Gericht fällt zwar den Beschluss zur Exekution, Pfändungsorgan ist dann aber mehr oder weniger der Arbeitgeber. Er muss auch die Pfändungen richtig reihen. Denn bei einem Gläubiger bleibt es meist nicht.

"Die Zahl der Lohn- und Gehaltspfändungen ist damit zwar im Vergleich zu 2005 sogar leicht zurückgegangen", räumt Peter Niederreiter von der Salzburger Schuldnerberatung ein. "Sie ist aber immer noch so enorm hoch, dass es viel zu viel ist." Die Gründe, die letztlich bis zum extremen Mittel der Lohnpfändung führen, seien vielfältig: Ein Unfall, die Gründung einer Familie oder einfach schlechter Umgang mit Geld - ob hohe Ausgaben für teure Autos, Handys oder Einkaufen auf Pump. Zunehmend sei es aber auch das Problem der "Working poor", meint Niederreiter, also der Leute, die zwar arbeiten, aber deren niedrige Einkommen einfach nicht ausreichen, um die laufenden Kosten für sich und ihre Familien zu bezahlen.

Häufig seien betroffene Mitarbeiter auch ehemalige Selbstständige, die total überschuldet in einem Angestellten-Verhältnis neu beginnen wollen, dann aber von den enorm hohen Schulden aus ihrer unternehmerischen Vergangenheit eingeholt werden, berichtet Kraft. (APA)