Die Einzelfälle sind meist dramatisch. "Leute, die ohnehin wenig verdienen, werden bis aufs letzte Hemd ausgezogen", sagt Rainer Kraft von der "Steuer&Service Steuerberatungs GmbH" in Wien. Fälle kennt Kraft genug. Der Jurist berät Firmen bei der Lohnpfändung ihrer Mitarbeiter. "Hat das Thema Lohnpfändung vor zehn Jahren noch kein Unternehmen interessiert, so gibt es mittlerweile fast keinen Lohnverrechner mehr, der damit nichts zu tun hat." Seminare zum Thema Lohnpfändung würden regelrecht überrannt. "Die Nachfrage steigt immens."
Kündigung nach Gehaltspfändung
Besonders tragisch für die betroffenen Mitarbeiter ist, dass viele Firmen eine Gehaltspfändung zum Anlass für eine Kündigung nehmen. Die Abwicklung ist mittlerweile sehr kompliziert. Das Gericht fällt zwar den Beschluss zur Exekution, Pfändungsorgan ist dann aber mehr oder weniger der Arbeitgeber. Er muss auch die Pfändungen richtig reihen. Denn bei einem Gläubiger bleibt es meist nicht.
"Die Zahl der Lohn- und Gehaltspfändungen ist damit zwar im Vergleich zu 2005 sogar leicht zurückgegangen", räumt Peter Niederreiter von der Salzburger Schuldnerberatung ein. "Sie ist aber immer noch so enorm hoch, dass es viel zu viel ist." Die Gründe, die letztlich bis zum extremen Mittel der Lohnpfändung führen, seien vielfältig: Ein Unfall, die Gründung einer Familie oder einfach schlechter Umgang mit Geld - ob hohe Ausgaben für teure Autos, Handys oder Einkaufen auf Pump. Zunehmend sei es aber auch das Problem der "Working poor", meint Niederreiter, also der Leute, die zwar arbeiten, aber deren niedrige Einkommen einfach nicht ausreichen, um die laufenden Kosten für sich und ihre Familien zu bezahlen.