Koper - die älteste Stadt Sloweniens.

Foto: Tourismusamt Slowenien

Das mediterrane Izola.

Foto: Tourismusamt Slowenien

Portoroz.

Foto: Tourismusamt Slowenien
Wer ob der gestiegenen Preise an der heuer sehr begehrten slowenischen Adriaküste befürchtet, hier nur schmalspurig unterwegs sein zu können, soll wissen: Das ist eine hervorragende Idee! Denn mit dem "Pot zdravja", dem "Weg der Gesundheit", wurde hier eine atmosphärisch und landschaftlich sehr reizvolle Route für Radfahrer und Fußgänger geschaffen - und bereits im Jahr 2002, zum 100-Jahre- Jubiläum der leider nicht mehr existierenden Schmalspureisenbahn, wurden die ersten Teilstücke eröffnet.

Angelegt hat man sie auf der historischen Trasse der ehemaligen lokalen k. k. Staatsbahn Parenzana. Diese Strecke verband Parenzo, das heutige kroatische Porec, in einem weiten Bogen über Motovun und Buje, über das slowenische Küstenland entlang von Portoroz, Izola und Koper schließlich mit Triest. Sie war Anfang des 20. Jahrhunderts die Hoffnung auf Wohlstand und ein wenig Fortschritt für die abgeschiedenen Gemeinden Istriens.

Wer mit dem Zug in die slowenische Hafenstadt Koper anreist, kann bereits am Bahnhof eine der wenigen, noch erhaltenen Dampflokomotiven der Parenzana-Bahn bewundern (für Kenner: Nr. U.37). In Sichtweite glitzert das Meer, und wenn man das Fahrrad einfach mitgenommen hat, fährt man sehr bald glücklich, direkt am Wasser entlang in Richtung Süden. Nach Izola sind es sieben ebene Kilometer, mit schönem Ausblick auf die weite Bucht von Koper.

Optimaler Heimathafen

Tamarisken und Kioske säumen den sympathischen Stadtstrand Svetilnik vor dem alten Fischerstädtchen Izola. Hoch ragt der Campanile der St. Mauruskirche aus dem venezianisch geprägten Zentrum rund um den lebhaften Stadthafen Mandrac. Wer sich hier am ruhigen Ende des Hafenbeckens im Hotel Marina einquartiert, dem ist nicht bloß ein wunderbarer Ausblick vergönnt, die Lage ist auch optimal für weitere Erkundigungen.

Am nächsten Morgen bleibt das Rad im Stall. In einer verwinkelten Gasse befindet sich das erste und bisher einzige Parenzana-Museum. Herr Josip Mihelic ist natürlich selbst leidenschaftlicher Eisenbahn-Liebhaber und Experte, und wenn er durch die Sammlung führt, erfährt man anschaulich die Geschichte einer Bahn, deren Spuren beim Radeln nicht mehr ohne Weiteres nachvollziehbar wären. Seine wertvolle Modelleisenbahn und anschauliche Dokumente über die Parenzana-Bahn sind dabei äußerst hilfreich. Bemerkenswert sind vor allem die Steigungen, die der schmalspurige Dampfzug zu überwinden hatte: von zwei Metern über dem Meeresspiegel - bei Triest und Koper - bis hinauf auf 293 Höhenmeter bei Groznjan. So war die Fahrt mit der Eisenbahn zwar abwechslungsreich, aber auch zeitintensiv - auf den insgesamt nur 123 Kilometern war man schon sieben Stunden unterwegs.

Zu sehen sind in der Ausstellung auch Fotografien von der feierlichen Eröffnungsfahrt mit dem geschmückten Festzug von Triest nach Izola am 1. April 1902. Und ein Foto, auf dem erstaunlich wenige Personen abgelichtet sind, obwohl damals zusätzlich eine kostenlose Fahrt bis ins ferne Buje angekündigt war. Das Problem: Die Nachricht wurde schlichtweg für einen Aprilscherz gehalten.

Spuren im Wein lesen

Auf dem Weg von Izola in Richtung Portoroz, sucht man die originale Bahntrasse in den sonnigen Hügeln, wo die rote Weinrebe Refosk so gut gedeiht. Am Hafenbecken entlang radelnd, dann den Park Pietro Coppo durchquerend, führt die Route weiter geradeaus und ein wenig bergauf. Tückisch ist nur der kleine Feldweg nach dem Überqueren der Hauptstraße, denn er wirkt wie eine Sackgasse, führt aber tatsächlich rechts steil an einer Schule vorbei. Groß ist dann die Erleichterung, den richtigen Weg gefunden zu haben, denn der Radweg D 8 ist noch keineswegs durchgängig als solcher ausgewiesen.

Als Belohnung für die Mühe gibt es eine flottere Fahrt am Hang entlang, mediterran würzig riecht die Luft, und großartig ist der Ausblick auf Izola und die Bucht von Triest. Die slowenische Riviera, die insgesamt nur 46 Kilometer lang ist, vereint hier den Charakter des gesamten Landes - groß ist sie nicht, aber sehr kontrastreich. Irgendjemand hat sogar einmal ausgerechnet, dass auf jeden Slowenen zwei Zentimeter "privater" Meereszugang kommen.

Unwillkürlich bremst man dann bei der Einfahrt in den 200 Meter langen Jagodje-Tunnel. Das Licht am anderen Ende ist zwar noch zu sehen, überdies ist er beleuchtet. Aber man erfährt hier auch körperlich, dass die Parenzana-Bahn als eingleisige Strecke mit einer schmalen Spurweite von 760 mm erbaut wurde. Am Ausgang öffnet sich in leuchtendem Grün das fruchtbare Tal von Strunjan. Der Weg führt in schwungvollen Kurven stetig bergab, bald ist linkerhand die äußerste Spitze der Stadt Piran zu erkennen. Mehr als 500 Meter Länge misst ein anderer Tunnel , der bis Portoroz, dem pulsierenden Zentrum der slowenischen Riviera, zu durchfahren ist. Bergab rollend, an prächtig blühenden Gärten vorbei, hat man schnell den Yachthafen mit seinem vorzüglichen Restaurant Laguna erreicht.

Der später wieder vollkommen ebene Parenzana-Weg am Rande der Salinen von Seca bis Secovlje eröffnet ein überraschendes Reich der Stille. Es folgt eine dichte Plantage mit Obst und Weingärten bis zum Fluss Dragonja. Was hier allerdings am meisten Freude bereitet, ist, zwischen all den Autos als Erster über die Grenze nach Kroatien zu gehen. Will doch auch das Drei-Länder-Projekt "Pot zdravja" die Grenzen überschreiten. (Brigitte Breth/Der Standard/Printausgabe/11./12.8.2007)