Foto: ZDF/Trevor Brown
Mittlerweile sind ja auch schon wieder ein paar Jahre vergangen, seit Uschi Glas als Tierärztin Christine ihr Ordinationszelt in Afrika aufgeschlagen hat. Die Frage, wem die größere Anteilnahme gelten solle - der vom Aussterben bedrohten Fauna oder dem in seinem Image ramponierten Berufsstand der Veterinärmediziner -, war damals nicht eindeutig zu beantworten. Und auch der nächste tierärztliche Fernseheinsatz am schwarzen Kontinent will sich diesbezüglich nicht festlegen.

"Wildes Herz Afrika" heißt jene neue britische Serie, in der das ZDF seit Freitagabend in sechs Teilen eine Familie aus dem kalten Bristol nach Afrika schickt (wohin genau, spielt keine Rolle), um vorderhand im Urlaub einen kleinen Affen auszusetzen, in Wirklichkeit aber die zuhause unlösbaren Probleme des Patchwork-Familiendaseins zu lösen. Dass Afrika dabei in bester Film- und Fernsehtradition nur als Kulisse dient (während nirgendwo die Sonne schöner untergeht, darf eine schwarze Haushälterin Tee einschenken und erzählen, dass es hier früher ganz viele Tiere gegeben hat), verwundert weniger als der Umstand, dass sich am Prinzip der europäischen Selbsterkenntnis durch das afrikanische Fremde seit Joseph Conrad nichts geändert hat.

Conrad soll ja im Alter von neun Jahren blind mit dem Finger auf die Weltkarte gezeigt und beschlossen haben, dass ihn seine spätere Reise in den Kongo führen würde. Der weiße Fleck wurde jedoch bekanntlich vor Ort zum Herz der Finsternis. Heute erkennt man sich selbst in Wolldecke und mit Blick von der Terrasse: Während die weißen Kulturmenschen früher als Nervenbündel aus Afrika zurückkamen, brechen sie heute als solche dorthin auf. Gnu und Gazelle kann's egal sein. (pek/DER STANDARD; Printausgabe, 11./12.8 2007)