Diese Tour rollte in einem Klima des Generalverdachts des Dopings. Finden Sie das ungerecht oder normal? Contador: Ich versuche, damit so gut es geht zu leben. Wir erleben derzeit einen völlig verrückten Radsport. Es lastet großer Verdacht auf mir, weil ich der Erste der Tour bin. Schade, dass es so ist. Aber es gibt ja Kontrollen.

Die Zeitung "Le Monde" bringt Sie neuerlich mit dem Blutdopingskandal in Spanien in Verbindung.
Contador: Während der Operation Puerto war ich zur falschen Zeit im falschen Team. Mein Name wurde zunächst mit der Affäre in Verbindung gebracht, aber die UCI hat diesen Irrtum rasch richtig gestellt. Ich stehe völlig außerhalb von all dem.

"Le Monde" schreibt, dass Ihre Initialen in den Dokumenten des Dossiers des Untersuchungsrichters aufscheinen. Sind Sie sicher, dass Ihr Name nicht im Dossier steht?
Contador: Ich bin sicher.

Sie haben erklärt, Sie wären bereit, Ihre DNA zur Verfügung zu stellen, wenn das verlangt wird, um die Unschuld zu beweisen. Warum machen Sie nicht von sich aus diesen Schritt?
Contador: Weil ich unschuldig bin und weil ich meine Unschuld nicht beweisen muss. Was soll ich machen? Soll ich gleich Ihnen mein Blut geben?

Was kann die junge Generation, die Ihre, machen, um den Radsport zu ändern?
Contador: Ich kenne das beste Rezept nicht, aber so kann es nicht weitergehen. Man muss etwas machen, damit es diese Skandale künftig nicht mehr gibt. Wir müssen weitermachen, für die Fans, für die Jungen, die uns zuschauen und uns anfeuern.

Vor zwei Jahren hatten Sie eine Gehirnoperation. Vor Ihnen hat Lance Armstrong den Krebs besiegt, ehe er seine erste Tour gewonnen hat. Muss man dem Tod ins Auge gesehen haben, um die Tour zu gewinnen? Contador: Nein, denn viele Fahrer haben die Tour ohne diese schwierigen Momente gewonnen. Aber Armstrong war ein Vorbild für mich. Im Spital habe ich sein Buch gelesen, das hat mir sehr geholfen. Im Zeitfahren war er im Begleitauto hinter mir, das war eine riesige Motivation. Kein Zweifel: Das, was mir hier passiert, ist verrückt. Vor zwei Jahren war ich im Spital und hatte Angst, nie wieder ein normales Leben führen zu können. Durch Glück bin ich da herausgekommen, konnte wieder Rennen fahren, aber da hätte ich nie geglaubt, eines Tages bei der Tour auf dem höchsten Niveau zu sein. (DER STANDARD, Printausgabe, Montag, 30. Juli 2007, AFP)