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Das Alpvieh auf der Bielerhöhe soll hochwertige Unterhaltung bekommen - auf 2000 Metern Seehöhe ist eine 4,35 Millionen teure Konzertarena geplant

Foto: AP
Schruns - Das Montafon habe sich die letzten 20 Jahre zu sehr dem Massentourismus verschrieben, "das war eine Fehlentwicklung", gibt sich der Schrunser Bürgermeister Erwin Bahl (VP) selbstkritisch. Statt Masse wolle man nun Klasse. Deshalb investiere der Stand Montafon (der Verband aller Gemeinden) eine Million Euro in die "Arena Silvretta" auf der Bielerhöhe.

Den großen Rest der geschätzten 4,35 Millionen Gesamtkosten und jährliche Kosten von 400.000 tragen Land, Bund und Illwerke. Musiker für den nächsten Sommer wurden bereits gebucht, die Jobs für die Betreibergesellschaft vergeben. Der künstlerischer Leiter, der Komponist Herbert Willi, soll Menschen "das Erlebnis von Stille ermöglichen", sagt Bahl. Nur Hochwertiges will man im hochalpinen Amphitheater zu Gehör bringen. Vorrangig das Willi-Festival "Zyklus Montafon". Willi werde laut Bahl "in Südkorea angehimmelt". Von dort sollen auch die neuen Gäste kommen.

Was noch fehlt ist der Baurechtsvertrag mit der Grundbesitzerin, der Tiroler Nachbargemeinde Galtür. Bürgermeister Anton Mattle (VP) ist wie Bahl enthusiastisch, kann sich neben Willi-Konzerten auch "Literaturveranstaltungen mit unserem Freund Klaus Maria Brandauer" vorstellen, aber auch "Alltagskultur".

Nutzungsrechte

Deshalb stellen die Galtürer laut Gemeinderatsbeschluss ihre zwei Hektar auch nur zur Verfügung, wenn sie Nutzungsrechte, Zimmerkontingente und die Hälfte der Kommunalsteuer bekommen. Der Gaschurner Bürgermeister Martin Netzer (VP) will von diesen Forderungen noch nichts gehört haben. Die Opposition von Gaschurn schon. Deshalb hat sie gegen die Vorbereitung des Umwidmungsverfahrens gestimmt. Netzer ist sauer: "Alles nur, weil die Grünen unsere Pläne den Medien gesteckt haben." Wir hätten im August in aller Ruhe informiert, sagt Netzer. "Bei einer Präsentation mit ORF, APA, Herbert Willi und Franz Rauch." Ist der Senior von Rauch Fruchtsäfte einer der Sponsoren? "Dazu sag ich nichts, die Sponsorenliste ist nicht definitiv."

Wenig konkret sind auch die Baupläne. Eine Arena mit Dach oder ohne, wenn ja, welches Dach, Gestaltung der Steinschlag- und Lawinendämme - die Details werden nachgereicht, hieß es bei der Bauverhandlung. Was die Behördenverfahren anbelangt, geht man recht unkonventionell vor. Vergaben und Ausschreibungen werden schon vor den Genehmigungen gemacht, die Montafoner sind sich ihrer Sache sicher. Warum, will Grünen-Chef Johannes Rauch in einer Anfrage wissen. Naturschutzanwältin Katharina Lins schüttelt den Kopf: "Ich verstehe einfach nicht, warum man zur Vermittlung von Stille 1000 Sitzplätze braucht." (Jutta Berger, DER STANDARD Printausgabe, 28./29.7.2007)