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Urlaub - keine Meetings, Tagesrandflüge, Conference-Calls.

Foto: AP/Dario Lopez-Mills
Mit einem Auflockerungswitzchen während eines Vortrag über die Bedeutung echter Entspannung in besonders anspannenden Jobs löste ein Referent kürzlich Betreten im Publikum aus. „Eine Managerfrau ist eine Witwe, deren Mann noch lebt“, hieß es da, und es ging weiter mit dem Verlust des Bezuges zu ihren engsten Mitmenschen und zur Realität im Allgemeinen bei Spitzenkräften. Humor und grenzwertige Späßchen sind schon eine Geschmacksfrage. Die Frage nach der emotionalen Gesundheit von Führungskräften ist aber eines der großen Themen im Management. Eine Flut gut gehender Bücher aus der Kategorie „Psychopathen in der Chefetage“ sind ebenso ein Seismograf für den Verdacht, dass da etwas nicht ganz in Ordnung sein könnte, wie der große Zulauf zu Coaches und Councellors, die helfen, Erschöpfungsdepressionen und verschiedene andere Folgen beruflicher Unerträglichkeit so zu kommunizieren, dass die Karriere nicht gleich k. o. geht. "Urlaub“ heißt dann der offizielle Sprech, der Code, wenn gar nichts mehr geht und die Reparatur in einer diskreten Klinik unvermeidbar geworden ist. Natürlich gibt es dazu keine offiziellen Statistiken. Auch nicht zur Frage, wie viele Führungskräfte wirklich ihre Leinen kappen, um jetzt echten Urlaub zu machen – während sich Fusionskarusselle um ihre Firmen herum drehen, Märkte wegbrechen, der Dollar weiter fällt, der Ölpreis steigt, die Chinesen auf dem Weg zur drittgrößten Wirtschaftsmacht sind, „Change Survivors“ am Sessel sägen. Dazu kommt enormer Erwartungsdruck der Liebsten, einmal wirklich abzuschalten. Das Heer derer, die den Urlaub nützen, um einmal wirklich in Ruhe (ohne Meetings, Tagesrandflüge, Conference-Calls) zu arbeiten oder zumindest in Ruhe über den Job nachzudenken, dürfte ziemlich groß sein. Klar hat Fredmund Malik Recht, wenn er sagt, dass emotionale Gesundheit die Basis guten Managements ist. Machen Sie richtig Urlaub. (Karin Bauer, Der Standard, Printausgabe 28./29.7.2007)