Neben Eva Maria Marold erklärt sich auch Michael Konsel einer diskriminierten Gruppe zugehörig: "Ich bin eine Frau."

Screenshot: Werbespot des Bundesministeriums für Wirtschaft und Arbeit
Anlässlich des Europäischen Jahres der Chancengleichheit präsentierte Christine Marek, Staatssekretärin im Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit, am Donnerstag die Kampagne "Gleichstellung beginnt im Kopf". Vier Hörfunkspots, ein Fernsehspot und eine Homepage stellen die Kernpunkte dar. Broschüren und Flyer mit den wichtigsten Kontaktadressen werden an zahlreichen Orten in Österreich aufliegen. Laut Marek soll die Homepage auch nach dem Jahr der Chancengleichheit weiter bestehen: "Wir wollen dieses Thema nicht mit diesem Jahr abschließen, sondern sehen das nur als Auftakt."

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"Die TV Spots funktionieren nach dem Umkehrprinzip. Mit Irritation und Überraschung wollen wir Diskussion und Umdenkprozesse anregen", informiert Marek. Die Protagonisten erklären sich einer diskriminierten Gruppe zugehörig, der sie zwar nicht äußerlich angehören aber wie Marek erklärt "geistig verbunden sind". Im TV Spot treten mit Kabarettistin Eva Maria Marold und Ex-Teamtorhüter Michael Konsel zwei Prominente in Erscheinung. Konsel erklärt: "Ich bin eine Frau." Und Eva Maria Marold behauptet: "Ich sitze im Rollstuhl." Die zentralen Aussagen jedes Spots lauten "Gleichstellung beginnt im Kopf" und "Gegen Diskriminierung gibt es rechtlichen Schutz."

"Wir wollen nicht als Opfer gesehen werden"

In den vier Hörfunkspots kommen VertreterInnen der NGOs, darunter Beatrice Achaleke (Afra, Black Woman Community), Ute Stutzig (Homosexuelle Initiative Wien), Eduard Riha (Dachorganisation Behindertenverbände Österreichs), Kurt Bortoli (Zum alten Eisen) zu Wort. So erklärt zum Beispiel Achaleke: "Wir wollen nicht als Opfer gesehen werden, sondern mit unseren Fähigkeiten die Gesellschaft mitgestalten."

"Zwei unterschiedliche Materien"

Im Zuge der Präsentation wurde Marek mit der Frage konfrontiert, wie so ein Projekt gestaltet werden kann, ohne das Fremdengesetz zu thematisieren. Marek sieht darin "zwei unterschiedliche Materien, die man nicht vermischen darf".

Gleicher Lohn für gleiche Arbeit

Schon 1957 wurde im EG-Vertrag festgelegt, dass gleicher Lohn für gleiche Arbeit unabhängig vom Geschlecht verwirklicht werden soll. Artikel 13 des EG-Vertrags ermächtigt die EU Maßnahmen gegen Diskriminierung aus Gründen des Geschlechts, der ethnischen Herkunft, Religion oder Weltanschauung, einer Behinderung, des Alters oder der sexuellen Orientierung zu ergreifen.

Schlusslicht Österreich

In vielen Bereichen sind die EU-Länder noch weit von dieser Zielsetzung entfernt. Wie das EU-Projekt KLARA!, Netzwerk für Equal Pay und Gendergleichstellung am Arbeitsmarkt, informiert, gehört Österreich EU-weit zu den Staaten mit den größten Einkommensunterschieden. Frauen verdienen durchschnittlich um bis zu 40 Prozent weniger als Männer, haben schlechtere Berufschancen und sind von einem höheren Armutsrisiko bedroht.

Nur 17 Prozent der ÖsterreicherInnen kennen ihre Rechte

Gleichzeitig geben laut einer Eurobarometerumfrage von 2006 nur 17 Prozent der ÖsterreicherInnen an, ihre Rechte im Falle einer Diskriminierung zu kennen. Die Rechte entfalten aber nur ihre volle Wirkung, wenn sie angewendet würden, macht Marek deutlich. Gemeinsam mit NGOs und mit Unterstützung der EU-Kommission wurde daher die Werbekampagne entwickelt, um zu informieren und das Bewusstsein für die Gleichstellung aller Menschen innerhalb der Bevölkerung zu sensibilisieren.

Informationsveranstaltung am 5. November

Die Spots werden mit Schwerpunkt ab Herbst im Radio und Fernsehen ausgestrahlt. "Am 5. November gibt es eine große Informationsveranstaltung, die den Organisationen eine Plattform bietet, ihre Anliegen zu präsentieren", kündigt Marek an. (jus)