Unter Leitung von Jens Tschebull diskutierten zwei Journalisten, Ex-ÖGB-Präsident Anton Benya (der amtierende, Fritz Verzetnitsch, hatte abgesagt), "Berater" Hannes Androsch, "Börsenguru in Ruhe", Michael Lielacher, Finanzwissenschafter Ewald Nowotny, der Würzburger Uni-Professor für Bankwesen, Ekkehard Wenger – und Bankvorstand Helmut Elsner. Er sprang für seinen Generaldirektor, Walter Flöttl, in die Bresche, feierte damit seine Premiere in der Öffentlichkeit.
Und was für eine. "Schmierfinken" hieß er die Journalisten, "die versuchen, auf die blütenweiße Weste des Generaldirektors schwarze Punkte zu kleckern und an seinem Lebenswerk zu rütteln". Die turbulente Debatte drehte sich um die Frage, ob denn ein ÖGB spekulieren dürfe. Was Richter und Verteidiger heute daran interessiert: Wie hat Elsner damals das Risiko eingeschätzt, war er gewarnt, sich klar darüber, dass die Geschäfte auch hätten schiefgehen können? Wenn ja, könnte er die Verantwortung für die späteren Karibik-Verluste nicht mirnichtsdirnichts auf andere, allen voran Wolfgang Flöttl, abschieben.
Elsners karge Ausführungen zum Grundgeschäft der Bawag-Kredite hatten nur erhellt, dass Flöttl auf fallende Zinsen gesetzt hatte, "mehr sage ich nicht". Der Befund des deutschen Professors fiel eindeutig aus: "Bei so hohen Prozentsätzen ist es sehr unwahrscheinlich, dass das ohne Spekulation ging. Der Kreditnehmer hat aggressive Spekulationen auf Zinssenkungen gemacht, die Bawag hat ihm dafür Kredit gegeben. Wäre die Entwicklung so nicht eingetreten, wären auch alle Sicherheiten wertlos gewesen. Das war das Alternativszenario." Elsner, angespannt rauchend und extrem offensiv, berief sich immer wieder auf die Sicherheiten in Form von Wertpapieren. Die Bestätigungen dafür stammten, wie sich später herausstellte, von Ross Capital – Flöttls Gesellschaft. Tatsächlich dürfte es die Wertpapiere nie gegeben haben.
Risiko? Nicht da, so Elsner: "Es wurde nicht spekuliert, das Risiko war sehr klein, nicht nennenswert." Die entscheidende Frage, warum die Bawag dann so hohe Zinsen bekam, beantwortete er nicht. Größte Empörung löste eine Wortmeldung Wengers aus: "Stellen Sie sich vor, der Vorstand einer Bank setzte in einem Kasino alles auf die 17 – und es kommt die 16."Weiter kam er nicht, empört unterbrachen ihn Elsner – "Schmutzkübelkampagne" – und Benya: "Ihr liegt’s alle daneben. Wir haben die Geschäfte nur zurückgefahren, damit wir eine Ruh' haben. Die Burschen dort sind alle okay." 13 Jahre später ist der Kasino-Vergleich gerichtsnotorisch: Dass der Bankvorstand 1999 rund 800 Mio. Dollar Verlust mit einem Einsatz von 330 Mio. Dollar in einem Jahr "verdienen wollte, (...) ist nur mehr durch reines Glückspiel möglich", schreibt Ankläger Georg Krakow.
Bombengeschäfte
Auch der mit allen Wassern gewaschene Ex-Banker Lielacher zweifelte 1994 nicht an der Natur der Geschäfte: "Es frisst uns Bankern doch kein Kunde die Erklärung, dass wir mit deppensicheren Produkten solche Bombengeschäfte gemacht haben", meinte er, direkt wie immer. Ex-Finanzminister Androsch wiederum sah das Problem eher bei der Aufsicht, im übrigen (mangels Verlusten) erschien ihm das Ganze "wie ein Weinskandal, in dem kein Wein vorkommt". Auch der heutige Bawag-Chef Nowotny versuchte die Debatte zu verlagern: "Wir müssen weg von der Mystik, weg von der Karibik, hin zum Thema Bank und Risiko", forderte er.