Die Online-Petition gegen vorschnelle Totaloperationen läuft unter dem Motto "Say No 'Til You Know" ("Sag' nein bis du's weißt").
Foto: HERS Foundation/Julia Wikswo
Viel zu vielen Frauen werden jährlich vorschnell Gebärmutter und/oder Eierstöcke entfernt. Prophylaktisch - es könnte sonst Krebs entstehen. Eine allzu leichtfertig getroffene Maßnahme, meint Nora Coffey, die Gründerin der HERS Foundation, einer US-Organisation, die sich seit einem Viertel Jahrhundert gegen derartige Einschnitte einsetzt. Selbst Betroffene, weiß sie, wogegen sie angehen versucht.

In den Vereinigten Staaten von Amerika werden jedes Jahr weit über 600.000 dieser Operationen durchgeführt, oft unnotwendiger Weise. Grund für die Praxis ist die Häufigkeit von Gebärmuttermyomen oder Zysten an den Eierstöcken - bis zu vierzig Prozent der Frauen über 35 sind Schätzungen zufolge davon betroffen. Üblicherweise sind die Muskelgeschwülste im Uterus, die durch eine krankhafte Vermehrung von Bindegewebe entstehen (Fibrose), gutartig, dennoch würde "kastriert", wie Coffey es nennt.

Zu selten Alternativen aufgezeigt

Viele Frauen erfahren ihr Leben danach, ohne ihre Sexualorgane, als mühsam, schmerzhaft und nicht zuletzt unbefriedigend. Dabei gibt es alternative Behandlungsmöglichkeiten wie die Myomembolisation, bei der Kunststoffkügelchen mittels Katheder in die Gefäße der Myome gespritzt wird, um den Tumoren so die Blut- und Ernährungszufuhr abzuschneiden. Als Folge schrumpft das Myom, und der Uterus bleibt erhalten.

Dennoch, ein Teil der Ärzte-/Ärztinnenschaft verlässt sich weiterhin auf die Total- oder Teiloperation, worin Nora Coffey strukturelle Benachteiligung und Vernachlässigung von Frauen in der medizinischen Versorgung ortet. Denn wie schon erwähnt: Der Großteil der Tumore sind keine Karzinome.

Aufklärung direkt an die Frau bringen

Was Coffey also gemacht hat: Sich an die Betroffenen gewendet, damit diese sich mit Wissen und nötiger Vorsicht rüsten können. Ihr Plädoyer: Frau sollte sich sicher sein, dass es sich bei ihren Myomen um bösartige Tumore handelt, bevor sie sich unters Messer legt. Die Folgen könnten sie sonst überrollen.

Eine HERS Foundation-Bewusstmachungskamagne mit Aufklärungsliteratur und Online-Petition läuft bereits. Letztere zielt darauf ab, möglichst breite Unterstützung für eine im Frühjahr dieses Jahres erschienene DVD der HERS Foundation, "Female Anatomy: the Functions of the Female Organs", zu erreichen. Darauf wird die weibliche Anatomie ebenso erklärt wie die Funktionsweise der Sexualorgane vor, während und nach der Menopause, um zu veranschaulichen, wie wichtig es ist, intakt zu bleiben, wenn keine Krankheit vorliegt, die einen derartig schwerwiegenden Eingriff nach sich ziehen muss. Coffey will, dass ihr Aufklärungsmaterial jeder Frau beim Arztbesuch ausgehändigt wird, der erklärt wird, dass sie sich einer Hysterektomie und/oder Ovariektomie unterziehen müsse. Weil es sie gibt, die Alternativen zur Totaloperation, wenn auch von den Ärztinnen/Ärzten oft vernachlässigt. Aufklärung direkt an die Frau zu bringen, ist die Handlungsdevise. Es soll auch hier gelten: Selbst ist die Frau. (bto)