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... zeigt sich daran, dass er ihnen Titel wie etwa "Duchesse Arschbömerl", "Gräfin Brunzgern" oder "Prinz Mußbauch vom Sauschwanz" verlieh. Mir sind die Leute, die sich alljährlich im Sommer in Salzburg versammeln, auch nie ganz geheuer gewesen, und seitdem ich einmal Herbert von Karajan persönlich begegnet bin, habe ich vor ihnen sogar ein bisschen Angst. Und das kam so: Es war am Donnerstag, dem 21. Juli 1988, als ich mich im Großen Festspielhaus verlaufen hatte und plötzlich auf der Hinterbühne stand, wo Herbert von Karajan auf seinen Auftritt wartete.

Angesichts der gespenstischen Szene, die sich mir bot, hatte ich allerdings nicht das Gefühl, einer Bühnenprobe von "Don Giovanni", sondern Dreharbeiten zum Film "Night of the Living Dead, Part 2" beizuwohnen. Karajan, der zitternd in einem Stuhl saß, war umringt von mehreren Assistenten, zwei Maskenbildnerinnen, einer Kostümdame, einem Arzt und seinem Faktotum Uli Märk-le, und während die Maskenbildnerinnen Karajan schminkten (und das nicht zu knapp) und frisierten, zog ihm die Garderobiere schwarz gefärbte Tennisschuhe an, weil er in Lederschuhen nicht mehr gehen konnte. Anschließend gab ihm der Arzt mehrere Spritzen, ehe sich der Maestro unter dem tosenden Applaus des kunstinteressierten Publikums an einem eigens für ihn errichteten Geländer zum Dirigentenpult schleppte und mit den Armen zuckte, woraufhin die Wiener Philharmoniker zu spielen begannen. Ich aber schlich mich von der Hinterbühne und dachte mir, dass sich Salzburg diesen Dirigenten verdient hat. Mozart schrieb damals: "Die Salzburger sind mir zuwider. Ich mag nicht, wie sie sich kleiden, und ich mag nicht, wie sie reden."

Und dann wundern sich alle, weshalb die Olympischen Winterspiele 2014 in Sotschi und nicht in Salzburg stattfinden. Womit wir beim Salzburger Bürgermeister Heinz Schaden gelandet wären, der jetzt den Scherm aufhat, weil er sich von den Hüttenwirten, Kunstschneeproduzenten und Andenkenverkäufern zu sehr vor deren Karren hat spannen lassen. Aber das ist Schnee von gestern, und ich erwähne Schaden ja nur, weil er fast auf den Tag genau vor 26 Jahren auf der Bühne der Alten Aula der Uni Salzburg links neben mir stand, um ebenfalls zum Doktor promoviert zu werden. Ich erinnere mich aber kaum mehr an diese Zeremonie, weil mir wegen eines Katers infolge übermäßigen Alkoholkonsums und eines Hitzestaus in der Aula so schlecht war, dass ich den künftigen Bürgermeister fast angespieben hätte. Aber zum Glück ist alles gut gegangen, und ich musste mich erst am Nachmittag in einem Ausflugslokal in der Nähe von Salzburg übergeben.

Falls Ihnen das alles zu detailliert ist, können Sie diese Zeilen ja überspringen, dann erfahren Sie gleich, dass eine britische Studie zum Ergebnis gekommen ist, dass schlecht designte Websites zu erhöhtem Blutdruck, Schweißausbrüchen und Tobsuchtsanfällen führen und dieses Krankheitsbild als ‚Mouse Rage Syndrom‘ bezeichnet wird. Man lernt eben nie aus. Und weil wir schon beim Web sind: Die Webgasse im 6. Bezirk in Wien ist keine Hommage an das World Wide Web, wie das erstaunte BesucherInnen aus dem Ausland immer wieder glauben, genauso wenig wie die Palmgasse im 15. Bezirk nach mir benannt ist. Nur für den Fall, dass Sie das bisher geglaubt haben. /ALBUM/ DER STANDARD, Printausgabe, 21./22.07.2007)