Angesichts der gespenstischen Szene, die sich mir bot, hatte ich allerdings nicht das Gefühl, einer Bühnenprobe von "Don Giovanni", sondern Dreharbeiten zum Film "Night of the Living Dead, Part 2" beizuwohnen. Karajan, der zitternd in einem Stuhl saß, war umringt von mehreren Assistenten, zwei Maskenbildnerinnen, einer Kostümdame, einem Arzt und seinem Faktotum Uli Märk-le, und während die Maskenbildnerinnen Karajan schminkten (und das nicht zu knapp) und frisierten, zog ihm die Garderobiere schwarz gefärbte Tennisschuhe an, weil er in Lederschuhen nicht mehr gehen konnte. Anschließend gab ihm der Arzt mehrere Spritzen, ehe sich der Maestro unter dem tosenden Applaus des kunstinteressierten Publikums an einem eigens für ihn errichteten Geländer zum Dirigentenpult schleppte und mit den Armen zuckte, woraufhin die Wiener Philharmoniker zu spielen begannen. Ich aber schlich mich von der Hinterbühne und dachte mir, dass sich Salzburg diesen Dirigenten verdient hat. Mozart schrieb damals: "Die Salzburger sind mir zuwider. Ich mag nicht, wie sie sich kleiden, und ich mag nicht, wie sie reden."
Und dann wundern sich alle, weshalb die Olympischen Winterspiele 2014 in Sotschi und nicht in Salzburg stattfinden. Womit wir beim Salzburger Bürgermeister Heinz Schaden gelandet wären, der jetzt den Scherm aufhat, weil er sich von den Hüttenwirten, Kunstschneeproduzenten und Andenkenverkäufern zu sehr vor deren Karren hat spannen lassen. Aber das ist Schnee von gestern, und ich erwähne Schaden ja nur, weil er fast auf den Tag genau vor 26 Jahren auf der Bühne der Alten Aula der Uni Salzburg links neben mir stand, um ebenfalls zum Doktor promoviert zu werden. Ich erinnere mich aber kaum mehr an diese Zeremonie, weil mir wegen eines Katers infolge übermäßigen Alkoholkonsums und eines Hitzestaus in der Aula so schlecht war, dass ich den künftigen Bürgermeister fast angespieben hätte. Aber zum Glück ist alles gut gegangen, und ich musste mich erst am Nachmittag in einem Ausflugslokal in der Nähe von Salzburg übergeben.