Am Dachboden liegt extra eine Plane, damit der Regen die Bücher nicht ruiniert – die Nässe setzt ihnen trotzdem zu

Foto: STANDARD/ Heribert CORN
Wien – "Verstehen Sie das bitte nicht als Lamento", sagte Margot Schindler am Mittwoch. Seit gut einem Jahr ist sie Direktorin des Volkskundemuseums – und braucht dringend Geld für die Sanierung des Josefstädter Hauses.

Lukas von Hildebrandt Palais

Ein Juwel des Bezirks, das gerade verfällt. Das Museum ist seit dem Jahr 1917 im von Lukas von Hildebrandt erbauten Palais Schönborn in der Laudongasse untergebracht. Schindler zählte die Probleme auf: Die straßenseitige Fassade sei total verschmutzt, das Dach desolat, die Stromleitungen uralt, die Feuermelder ebenso und die Wasserrohre aus Blei, weshalb Trinkwasser zugekauft werden müsse. Kurzum: "Wir haben einen Zustand, der dem des 19. Jahrhundert entspricht, und nicht unserer Zeit", sagte Schindler.

Stadt Wien ist Hausbesitzer

Zwei bis drei Millionen Euro, schätzte Schindler, würde die Instandsetzung insgesamt kosten. Geld, das sie sich vor allem von der Stadt erhofft. Diese ist nämlich der Hausbesitzer. Der Bund müsse wiederum Mittel für "museale Interventionen" bereitstellen. Generelles Ziel sei ein längerfristiger Leistungsvertrag, in den Stadt, Bund und Verein. Die prekäre Finanzsituation ergibt sich durch die Trägerkonstruktion: Es handelt sich nämlich um kein Bundesmuseum: Rechtsträger und Betreiber ist der Verein für Volkskunde, vom Bund kommen die Gehälter der 21 Mitarbeiter sowie eine Jahressubvention von 340.000 Euro.

Grüne und ÖVP für Sanierung

Den Bezirk weiß Schindler mittlerweile hinter sich: In der Bezirksvorstehung Josefstadt, in der die Grünen den Bezirksvorsteher stellen, ist ein Resolutionsantrag an die Stadt mit den Stimmen aller Fraktionen verabschiedet worden. Die Grünen hatten am Mittwoch außerdem zu dem "Lokalaugenschein" geladen, bei dem Schindler ihren Appell formulierte. Dass ihr das bei der rot-regierten Stadt negativ ausgelegt werden könnte, glaubt die Museumsdirektorin nicht. Ihr sei jede Unterstüzung willkommen, sagte sie. In der ÖVP reagierte man aber schon bei der Ankündigung des grünen Lokalaugenscheins etwas verschnupft. VP-Gemeinderat Bernhard Dworak erklärte in einer Aussendung: Es sei schön, dass nun auch die Grünen aufgewacht seien und den Sanierungsbedarf thematisierten. Wie die Grünen-Kultursprecherin Marie Ringler fordert auch er , dass die Stadt Mittel für die Sanierung bereitstellt.

Stadt fühlt sich nicht zuständig

Dort fühlt man sich aber nicht als erste Ansprechadresse. Es wird auf den bestehenden Mietvertrag verwiesen. Darin, heißt es, sei eindeutig festgeschrieben, dass das Museum selbst für die Erhaltung des Hauses zuständig sei. Und aus dem Büro von Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny kommt noch ein Tipp: Vom Mueum sollte ein Antrag an den Altstadterhaltungsfonds gestellt werden.(Peter Mayr/DER STANDARD Printausgabe 19.7.2007)