110 Jahre Wissenschafterinnen in Wien

Dieses Jubiläum hat das Referat Frauenförderung und Gleichstellung der Universität Wien zum Anlass genommen, um eine Ausstellung zum Thema Frauen in der Wissenschaft zu konzipieren. Bis Mitte Juli war „Frauen Leben Wissenschaft“ im Arkadenhof der Universität Wien zu sehen, nun stehen die Tafeln bis Ende August im Bibliotheksgang der Universität für Interessierte bereit.
Auf insgesamt 20 Schautafeln schildern Frauen in unterschiedlichen beruflichen Positionen ihre Erfahrungen mit der Wissenschaft. Einen allgemeinen Überblick über die Situation an den Unis erhält frau auf thematischen Fahnen, die historische Meilensteine, Wege zum Studium aber auch Karrierebarrieren für Wissenschafterinnen skizzieren.

Der Arkadenhof bestückt mit Schautafeln zu Frauen in der Wissenschaft.

Foto: Theresa Dirtl/Universitätzeitung

Gläserne Decke

Nach wie vor ist der Frauenanteil an den Universitäten sehr gering. Wobei sich die Situation insofern gewandelt hat als die Verteilung nicht mehr überall gleich ist: "Der Frauenanteil sinkt mit der Hierarchieebene", fasst Bernadette Karner vom Referat Frauenförderung das Problem zusammen. Während auf Assistenz-Ebene der Frauenanteil noch ausgeglichen ist, sind bei den DozentInnen nur mehr 19 Prozent Frauen zu finden. Bei den ProfessorInnen beträgt der Frauenanteil dann nur noch 13, 5 Prozent.

Das Projekt-Team: Christa Bechtloff-Franz, Sylwia Bukowska, Barbara Cäcilia Supper und Bernadette Karner

Foto: Theresa Dirtl/Universitätzeitung

Männliche Steinbüsten

Der Ausstellungsplatz im Arkadenhof der Universität Wien wurde nicht ohne Grund gewählt: Dort wird auf 153 Steinbüsten und Gedenktafeln den wissenschaftlichen Leistungen von Männern gehuldigt – nur eine einzige Gedenktafel ist einer Frau, der Schriftstellerin Marie von Ebner-Eschenbach, gewidmet. Diese erhielt im Jahr 1900 den "Ehrendoktor" als erste Frau verliehen.
Foto: Theresa Dirtl/Universitätzeitung

Alt und Neu

Die Ausstellung reagiert auch auf die Inszenierung männlicher Wissenschaft: Während auf der einen Seite in Stein gemeißelt Forscher präsentiert werden, die - so scheint es - ihr Leben ganz und gar der Wissenschaft verschrieben haben, stehen auf der anderen Seite die Porträts von Wissenschafterinnen, von denen viele einen Spagat aus mehreren Berufen, Familie und Karriere zu meistern haben. Angefangen von der prekären Arbeitssituation bis zu den mangelnden Förderstrukturen unter Wissenschafterinnen - die Berufsrealität von forschenden Frauen stellt sich im Jahr 2007 alles andere als homogen und einfach dar.

Eröffnung der Ausstellung im Juni 2007: Zahlreiche Gäste nahmen die Gelegenheit wahr, sich über Frauenförderprogramme an der Universität Wien zu informieren.

Foto: Theresa Dirtl/Universitätzeitung

Dreifach-Jubiläum

Ins Jahr 2007 fallen drei Jubiläen, auf die die Ausstellung hinweist: Zum einen wurde vor 110 Jahren das erste Mal eine Frau an der Universität Wien zum Studium zugelassen. Ebenfalls vor 110 Jahren kam es zur ersten Nostrifikation eines im Ausland erworbenen Medizindiploms einer Frau (Gabriele Possanner von Ehrenthal). Vor 100 Jahren wurde schließlich auch die erste Habilitation einer Frau (Elise Richter) eingereicht.

Frauen Leben Wissenschaft
Bis 30. August zu sehen im Bibliotheksgang der Universität Wien
September 2007: Juridicum, Aula
Oktober: Altes AKH, Hof 2
Weitere Informationen unter Referat Frauenförderung und Gleichstellung (freu)

Foto: Theresa Dirtl/Universitätzeitung