Panksepp: Das hat mindestens zwei Gründe. Zum einen ist es die weiter wachsende Bedeutung der Krankheit, die nach Schätzungen der WHO zurzeit im Hinblick auf die Betroffenen und die Kosten auf Platz vier rangiert. In absehbarer Zeit könnte Depression an die zweite Stelle vorrücken. Zum anderen hat sich seit rund zwanzig Jahren so gut wie nichts an den Behandlungsformen geändert.
STANDARD: Warum leiden immer mehr Menschen an Depressionen?
Panksepp: Daran sind verschiedene Faktoren beteiligt: fehlende Zuwendung, Stress und mehr Konkurrenz. Es gibt aber auch gewisse Erbanlagen. Entsprechend gibt es verschiedene Depression...
STANDARD: ... gegen die Medikamente wie Prozac am Markt sind. Helfen die denn überhaupt nicht?
Panksepp: Doch. Aber es braucht viel bessere Medikamente, die direkt im Gehirn wirken. Wir haben auch einige Wirkstoffe in Aussicht. Das Problem ist, dass die Pharmaindustrie wenig Interesse hat.
STANDARD: Warum nicht?
Panksepp: Weil es sich zum Teil um bekannte Wirkstoffe handelt, die sich nicht mehr patentieren lassen.
STANDARD: Was ist mit psychotherapeutischen Ansätzen?
Panksepp: Die sind auch wichtig und führen im Zusammenspiel mit Medikamenten zu den größten Erfolgen. Wir Neuropsychoanalytiker versuchen ja Depression sowohl als Krankheit des Gehirns, wo vor allem Neuropeptide im Spiel sind, aber auch als Krankheit des Individuums zu begreifen.
STANDARD: Sie selbst arbeiten vor allem mit Tieren. Was bringt das für die Depressionsforschung?